ORF kämpft mit den Finanzen, der neue Newsroom läuft
Stiftungsrat zu Defizit und Maßnahmen
Umzug. Der multimediale Newsroom, das neue Hauptquartier der ORF-Information auf dem Küniglberg, läuft. Binnen vier Tagen wurden etwa 350 Mitarbeiter aus TV, Radio, Online und Social Media von verschiedenen Standorten dorthin übersiedelt. Montagabend wurde der Abschluss dessen mit einem Einzugsfest begangen. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann nannte dort den neuen Newsroom einen „Meilenstein und eine Investition in die Zukunft im Sinne des Publikums“, das immer mehr multimedialen Content fordere. Das ganze Projekt innerhalb des Zeitplans und innerhalb des Budgets umzusetzen, sei eine technische, logistische und redaktionelle Meisterleistung gewesen.
Weißmann sprach auch an, dass an den Rahmenbedingungen, unter denen nun die Information des ORF produziert, laufend weiter gearbeitet wird. Denn mit dem Umzug ist nicht vollends das Arbeitsglück über die Journalisten hereingebrochen. Man nimmt’s bislang professionell und erwartet weitere Verbesserungen innerhalb der neuen Räumlichkeiten, heißt es vom Küniglberg.
Mehr Mitsprache
Mehr als nur ideellen Wert hat das zwischen den ORFJournalisten und Geschäftsführung ausverhandelte Redakteursstatut, das im Stiftungsrat am Donnerstag auf der Tagesordnung steht, der zustimmen muss. So können die Redakteure nun einer Führungskraft nach drei Beschwerden das Misstrauen aussprechen und es gibt erweiterte Informations- Anhörungsrechte.
Im Zuge der laufenden Neuaufstellung des ORF will der SPÖ-Freundeskreis im Stiftungsrat erneut die „Parallelwelt“einiger hundert Leiharbeitskräfte und Honorarempfänger thematisieren. „Weißmann wird an den Ankündigungen in seiner Bewerbung, dass prekäre Arbeitsverhältnisse saniert werden, zu messen sein“, erklärte Freundeskreis-Leiter Heinz Lederer. Reden will man auch über die Überzahlung bei Leiharbeitsfirmen, um so Sparpotenziale auszuloten.
Denn Sparen ist ein großes Thema. Ein Minus von 11,9 Mio. Euro sah die erste Vorschau für den ORF-Jahresabschluss vor. Für den zweiten Anfang Juli erwartet man, dass erste Maßnahmen, etwa Urlaubsabbau, greifen. Damit soll das Defizit sinken. Ursache für das Minus sind u. a. mehr GIS-Kündigungen und die Streaminglücke (wer streamt, zahlt keine GIS). Der ORF will da eine Gesetzesänderung und hat beim Verfassungsgerichtshof geklagt.
ÖVP-Freundeskreischef Thomas Zach meint, man müsse das prognostizierte Minus in Relation zum Umsatz von rund einer Milliarde sehen. Die Bewältigung liege in der Lösungskompetenz der Geschäftsführung. Sigrid Pilz vom Grünen-„Freundeskreis“sieht eine schwierige finanzielle Lage gegeben, die am Montag „schonungslos“im Finanzausschuss des Stiftungsrats besprochen worden sei. Lederer will zur Analyse auch einen Handlungspfad von der Geschäftsführung hören. und