Nur ein Stück Stoff? Frankreich diskutiert erneut über Burkinis
Urteil. Ist der Burkini ein Kleidungsstück, das gläubigen Muslimas einen Badbesuch ermöglicht – oder ein Symbol des politischen Islam? Diese Frage führt in Frankreich einmal mehr zu Debatten. Jüngster Anlass ist ein Entscheid des obersten Verwaltungsgerichts, des Staatsrats. Dieser bestätigte am Dienstag ein vorinstanzliches Urteil, das eine neue Badeordnung in Grenoble für unzulässig erklärt hatte. Die grün regierte Stadt hatte es Frauen ab 1. Juni ermöglicht, frei zu entscheiden, wie sie in kommunalen Bädern schwimmen gehen. Oben ohne, mit Badeanzug oder Burkini – alles sollte erlaubt sein, solange der Stoff geeignet und anliegend sei. Konservative Politiker orteten einen Kniefall vor radikalen Muslimen und klagten.
Staat und Religion
Erstmals hatte es 2016 in Frankreich, in dem Staat und Religion strikt getrennt sind, eine größere Burkini-Debatte gegeben. Mehrere Orte an der Côte d’Azur verboten damals die Ganzkörper-Badeanzüge. Der Staatsrat erklärte das – entgegen seiner jetzigen Entscheidung, die u. a. mit einer Verletzung der Gleichberechtigung begründet wird – für rechtswidrig. Kommunen beriefen sich daraufhin auf Hygiene- und Sicherheitsregeln, um Burkinis de facto doch zu verbannen.