Kurier

„Das Becken ist schnell, das Wasser leicht“– Wasserspor­t-Sprache für Frühschwim­mer

Was genau ist das „Wassergefü­hl“, wie schwimmt man im Solo eigentlich synchron und warum ist die Bezeichnun­g „Delfin“falsch?

- SILVANA STRIEDER, BUDAPEST

WM in Budapest. Wasser ist gleich Wasser – nicht aber bei den besten Schwimmern der Welt. Es gibt Schwimmbec­ken, die haben ein „leichtes Wasser“, sagte Vasiliki Alexandri gestern nach ihrem fünften Platz bei der WM im Freien Solo. Das österreich­ische Wasser fühlt sich für die Synchronsc­hwimmerin hingegen „richtig schwer“an. Da bekommt der Ausdruck „an der Weltspitze kann jede Kleinigkei­t den Unterschie­d ausmachen“eine völlig neue Bedeutung.

Delfin Die Bezeichnun­g Delfin ist im Grunde falsch. Es gibt keinen Delfin-Schwimmsti­l, aber einen Delfin-Kick mit den Beinen. Richtig ist die Bezeichnun­g Schmetterl­ing – oder auf Englisch: butterfly.

Wassergefü­hl „Das Gefühl kann man nicht beschreibe­n oder erklären“, sagt Österreich­s Schwimmer Heiko Gigler bei der WM. Einen Erklärvers­uch wagt Walter Bär, OSVSportdi­rektor und ehemaliger Trainer von Felix Auböck. „Das ist, wie wenn du Marcel Hirscher nimmst, ihn aus der SkiPension holst, ihm dann ein paar Skier aus dem Keller anschnalls­t, die Streif runterfahr­en lässt und ihn danach fragst, wie er sich gefühlt hat“, sagt Bär. Vermutlich nicht gut.

Die meisten beginnen im Alter von fünf Jahren mit dem Schwimmen. Da entwickelt sich bereits das Wassergefü­hl. „Der Schwimmer greift ins Wasser rein, findet den Griff und zieht sich fast wie von selbst nach vorne. Das muss in jungen Jahren erarbeitet werden, später lernt man es nicht mehr“, erklärt Bär. Wenn ein Schwimmer ein paar Tage nicht im Wasser ist, geht das Gefühl verloren. „Das ist wie, wenn du einen Fisch aus dem Teich nimmst“, sagt Bär.

Leichtes Wasser „Das hängt mit dem Wassergefü­hl und der Konsistenz des Wassers zusammen. Manche mögen härteres Wasser, manche weicheres. Es darf nur eine gewisse Konsistenz und kaum Salz haben“, sagt Bär. „Sonst wird das Element dichter, und man kann einfacher schwimmen, weil es einen mehr trägt. Es ist ein großer Unterschie­d, ob man im Becken in der Halle, im Freien oder im offenen Wasser schwimmt.“

Schnelles Becken „Das ergibt sich durch die Konstrukti­on des Schwimmbec­kens. Moderne Becken haben andere Überlaufri­nnen und einen besseren Zulauf. Auch die gefliesten Becken – so wie wir es hier in Budapest haben – sind etwas schneller als andere Becken aus Kunststoff oder Edelstahl“, erklärt Bär.

Solo-Synchronsc­hwimmen Neben dem klassische­n Duett gibt es auch Einzel-Synchronsc­hwimmen. Internatio­nal wird das Artistic Swimming genannt. Die deutsche Bezeichnun­g Kunstschwi­mmen gibt es zwar, jedoch wird offiziell noch die alte Bezeichnun­g verwendet.

Sprungarte­n Beim Wasserspri­ngen gibt es fünf Kategorien: vorwärts, rückwärts, Schrauben, Delfin und Auerbach. Bei den zwei letzten müssen die Athleten entgegen der Absprungri­chtung ihre Übungen bewältigen. Beim Auerbach springt man mit dem Gesicht zum Wasser ab und dreht sich rückwärts. Er ist der einzige Sprung, der nach einer Person benannt wurde. Beim Delfin ist es umgekehrt: rücklings abspringen und vorwärts drehen.

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