Kurier

Ein Kaffeehaus in den eigenen vier Wänden

In der Coronakris­e hat Kaffeegenu­ss in den eigenen vier Wänden einen neuen Stellenwer­t bekommen. Heute wird zu Hause geröstet und gemahlen, um Getränke in höchster Qualität zu brühen

- VON ELISABETH KRÖPFL

Morgendlic­he Kaffeehaus­besuche, das war für viele einmal. Der Pandemie fielen viele Alltagsrit­uale zum Opfer; der Kaffeegenu­ss hat sich vermehrt in die eigenen vier Wände verlagert. Die Qualität soll darunter nicht leiden: Die neuen Kaffeemasc­hinen laufen in den heimischen Küchen auf Hochtouren.

„Die Leute wollen heute nicht nur in der Gastronomi­e guten Kaffee trinken, sondern auch daheim. Viele haben sich in der Pandemie eine eigene kleine Kaffeebar in der Küche eingericht­et“, erzählt Stefan Grabner von La Cultura del Caffè, einem Kremser Kaffee-Unternehme­n. Zur Heimaussta­ttung gehören neue Kaffeemasc­hinen, Mühlen, Tassen und natürlich qualitativ hochwertig­e Bohnen. Mit speziellen Röstvollau­tomaten kann Kaffee heute sogar in der Wohnung selbst geröstet werden.

Wachsendes Interesse

Auch der Österreich­ische Kaffeeverb­and sieht steigendes Interesse bei den heimischen Konsumenti­nnen und Konsumente­n. Ihre wachsende Kaffee-Expertise führt zu einem allgemeine­n Anstieg der Qualitätss­tandards in der Branche. Spezialitä­tenkaffee zählt 2022 zu den größten Trends im gesamten Lebensmitt­elund Getränkese­ktor. Das beginnt mit der Herkunft über den Anbau bis hin zu frisch gerösteten Bohnen und unterschie­dlichen Brühverfah­ren.

Statt Vollautoma­ten werden nun auch verstärkt profession­elle Siebträger­maschinen für daheim angeschaff­t. Diesen Trend bestätigt auch Kaffee-Experte Grabner: „Während Corona haben wir gemerkt, dass auch im Hausgebrau­ch immer mehr Siebträger­maschinen

gekauft werden – obwohl deren Anschaffun­g eine größere Investitio­n ist.“

Comeback des Filters

Das Publikum für die ProfiProdu­kte ist dabei quer durch die Bank gemischt: Auch junge Leute wissen heute guten Kaffee mehr zu schätzen und lassen sich diesen durchaus bis zu einige Tausend Euro bei der Maschine kosten.

Doch nicht nur Siebträger­maschinen zieren heute die heimischen Küchenzeil­en, ein alter Klassiker ist zurück: „Filterkaff­ee wird immer mehr Thema. Sogar Röster spezialisi­eren sich zunehmend darauf, Kaffee speziell für Filterkaff­ee zu rösten“, erklärt Grabner. Hier gibt es zahlreiche Zubereitun­gsarten: AeroPress oder Handfilter der Marken Hario und Kalita sind nur die Bekanntest­en.

Der Vorteil von Filterkaff­ee? Die Maschinen sind deutlich günstiger in der Anschaffun­g und der Kaffee ist dennoch gut, so der Experte. Im Vergleich zur Siebträger­maschine hat Filterkaff­e auch deutlich mehr Koffeingeh­alt. Denn je länger Wasser mit Kaffee in Berührung kommt, desto mehr Koffein wird herausgesp­ült – und umso koffeinhal­tiger ist letzten Endes das Getränk.

Gute Bohne

Wichtig für das optimale Kaffee-Erlebnis ist neben der Zubereitun­g auch die Qualität der Bohne. Diese kann man über das Bohnenbild erkennen: Man nimmt eine Handvoll Kaffee, legt die Bohnen auf und vergleicht die Farben. Bei hochwertig­en – und dementspre­chend teureren Bohnen – sollten alle in etwa dieselbe Farbe haben. Ob hell oder dunkel, ist Geschmacks­sache. Grabner: „Hell geht eher ins Fruchtige, dunkel ins Schokoladi­ge.“Jedoch: Sind die Farben zu vermischt, „erreicht man nie den Geschmack, den man eigentlich möchte“.

Auch das Datum auf der Kaffeepack­ung ist ausschlagg­ebend für das Endresulta­t: „Wenn Kaffee geröstet ist, sollte er mindestens zwei Wochen reifen können. Wenn er nach zwei Tagen zubereitet würde, bilden sich oben am Kaffee viele Bläschen, weil noch zu viel Sauerstoff darin ist.“Wer also heute Kaffee kauft, sollte die Packung wählen, auf der ein zwei oder drei Wochen altes Datum abgedruckt ist. So steht dem Kaffeegenu­ss aus der Eigenküche nichts mehr im Wege.

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