„Dem Leben Form geben“
Das Leopold Museum widmet dem Metallbildhauer Franz Hagenauer bis 12. 09. eine umfassende Schau
Er war Metallbildhauer, Handwerker, radikaler Modernist – Hauptsache, man nannte ihn nicht „Künstler“. Die Rede ist von Franz Hagenauer, dessen OEuvre bis zum 12.9.2022 im Leopold Museum zu sehen ist.
Im Rahmen der Ausstellung werden etwa 170 Objekte aus allen Werkphasen des österreichischen Kunstschaffenden gezeigt, darunter dessen bekannte Köpfe und Skulpturen aus getriebenem Metall, die zu den radikalsten modernistischen Vorstößen in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit zählen. „Fest in der Tradition des gediegenen Wiener Kunsthandwerkes verwurzelt, doch stets von einem zweckbefreiten Gestaltungswillen angetrieben, blickte Franz Hagenauer schon in den 1920er-Jahren weit über den regionalen Tellerrand“, erklärt Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum. „In der frühen Pariser Moderne, im Neoklassizismus, im Bauhaus und im Art déco fand er mannigfaltige Möglichkeiten, künstlerische Gedanken zu formulieren, die letztlich auf eine absolute Purifizierung der Form abzielten. Eine große Personale dieses singulären Protagonisten der österrei
Moderne erschien uns längst überfällig, zumal Franz Hagenauer auch in der Sammlung des Leopold Museum mit bedeutenden Werken vertreten ist.“
Kunsthandwerk
Die Ausstellung, die wissenschaftlicher Kooperation mit dem MAK – Museum für angewandte Kunst entstanden ist, zeigt Leihgaben aus der weltgrößten Franz HagenauerSammlung der Familie Breinsberg, dem Leopold
in
Museum, MAK und weiteren Privatsammlungen.
Die Exponate erzählen dabei auch die generationsübergreifende Geschichte der „Werkstätte Hagenauer“, die Franz Hagenauer und seine Geschwister im Jahr nach dem Tod Vaters übernommen haben. Die Werkstätte zählte zu einem der erfolgreichsten Betriebe für Metallbearbeitung in und um Wien, weshalb Zier- und Gebrauchsgegenstände der Marke Hagenauer bereits in der Zwischenchischen
nach Übersee exportiert wurden. „Die Reproduzierbarkeit – ein modernes Phänomen schlechthin – stand den Vorsätzen Franz Hagenauers, des Bildhauers der Familie, nicht im Wege; auch nicht jenem häufig zitierten „Dem Leben Form [zu] geben’“, so Kurator Ivan Ristić. „Bedauerlicherweise sind Textquellen, die genauere Aufschlüsse über Franz Hagenauers künstlerische Ansichten und Absichten bieten würden, überaus selten. Jene wenigen Originaltöne, die es gibt, lassen allemal aufhorchen. ’Wir sind
Handwerker gewesen, und ich bin es auch jetzt noch’ bekannte er etwa wenige Tage vor seinem Tod.“
Begehrte Reduktion
Hagenauers Markenzeichen, der hohe Abstraktionsgrad seiner Skulpturen und Köpfe, welche teilweise auf bloße Ovoide reduziert sind, findet international jedenfalls großen Anklang. So besaß etwa Andy Warhol einen Hagenauer-Kopf und auch Barbra Streisand schmückte ihre Art Deco-Villa in Malibu mit zwei Jazzmusiker-Skulpturen. Die Arbeiten Hagenauers begegnen einem außerdem im internationalen Filmbusiness, beispielsweise in der französischen Komödie „Arthur. Le Culte de la beauté“aus dem Jahr 1931, in der sich der Protagonist an eine überlebensgroße weibliche, mit Schmuck behangene Metallfigur Hagenauers schmiegt. Und auch die als „Wiener Greta Garbo“bezeichnete Schauspielerin Tala Birell wurde im Studio Manassé mit einer Büste Franz Hagenauers abgelichtet.
Must-see
Die Schau „Franz Hagenauer“läuft bis 12.9. und ist im Juli und August täglich von 10-18 Uhr geöffnet. Am Di, 27.6. und Di, 6.9. ist das Mukriegszeit seum geschlossen. Übrigens: auch in der Dauerpräsentation „Wien 1900. Aufbruch in die Moderne“des Leopold Museum gibt es einige Hagenauer-Köpfe zu sehen (Ebene 0). Im Rahmen der „PORR Night“werden jeden ersten Donnerstag im Monat von 18 bis 21 Uhr einstündige Gratis-Themenführungen zu „Wien 1900“angeboten. Abwechselnd werden hier die Geschichte der Wiener Ringstraße und die Stadtentwicklung zur Jahrhundertwende beleuchtet sowie die Spuren, die die Architekturgenies der Moderne, Loos, Hoffmann und Wagner, hinterlassen haben. leopoldmuseum.org