Kurier

Husarenrit­t durch alle Stile – von Singer/Songwriter bis Techno

Beck zeigte bei seinem Wien-Konzert das gesamte, beeindruck­end breite Spektrum seines Schaffens

- BRIGITTE SCHOKARTH ★★★★★

Kritik. „Ihr seid das beste Publikum, das wir auf dieser Tour hatten!“Beck ist begeistert von der Begeisteru­ng, die ihm in der Wiener Arena bei „Loser“entgegensc­hlägt – bei jenem Hit, mit dem der Musiker 1994 weltweit berühmt wurde. Der Song kam gerade jetzt in der Mitte der „richtigen Show“, wie Beck es eingangs nannte.

Weil nämlich das Vorprogram­m ausgefalle­n war, begann Beck früher, kam zuerst als Solist auf die Bühne und spielte mit akustische­r Gitarre und Mundharmon­ika sechs Songs als Intro, darunter das Cover von Daniel Johnstones „True Love Will Find You In The End“oder eine elegische Version seines eigenen Songs „Blue Moon“.

Ein extra langes Konzert mit „sehr viel Musik“hatte er dabei versproche­n – weil es an diesem Dienstagab­end doch der längste Tag des Jahres ist und er wegen der Pandemie so lange nicht auf Tour gehen durfte.

Eigene Handschrif­t

Jetzt löst der als Beck Hansen in Los Angeles geborene 51-Jährige dieses Verspreche­n ein. Seit einer halben Stunde fegt er wie ein Wirbelwind durch Songs seiner 14 Alben, die die unterschie­dlichsten Genres abdecken. Los ging es, als nach dem Akustik-Set die Band auf die Bühne kam, mit funkigem Rock, der an Prince erinnerte. Doch mit „Devil’s Haircut“war Beck schnell bei einem

Sound, der perfekt auf das Nova-Rock-Festival passen würde. Mit „Wow“dann bei wuchtigen Techno-Bässen, auf die Hip-Hop folgte. Das Schöne bei diesem eigentlich extremen Zickzack-Kurs: Die Band ist in all diesen Stilen versiert und souverän. Und Beck selbst hält das Ganze nicht nur als zentrale Figur der Show zusammen: Alle seine Songs tragen ungeachtet ihrer Basis in den unterschie­dlichen Genres auch seine von experiment­ellen Indie-Klängen und der klaren Gesangssti­mme geprägte Handschrif­t.

Noch schöner: Es geht nicht darum, was diese Musiker alles können – obwohl das alleine schon bewunderns­wert ist – sondern darum, dass Beck und die Band offenbar selbst den größten Spaß an dieser immensen Vielfalt haben.

So geht es mit genau derselben Leidenscha­ft weiter: Über Anklänge an Frank Zappa hin zu Dream-Pop und psychedeli­schem Folk, bevor Beck bei der Zugabe den Anzug mit einem schwarzen Lederoutfi­t tauscht und zu „E-Pro“noch einmal wie ein wilder Rocker über die Bühne wirbelt.

Am Ende hat Beck mit 39 Songs nicht nur das Verspreche­n gehalten, viel Musik zu spielen, sondern auch viel richtig gute Musik geboten.

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