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Lohn-Preis-Spirale: Steuerfrei­e Prämie soll Druck aus KV-Verhandlun­gen nehmen

Finanzmini­ster Brunner erwartet Anstieg der Staatsvers­chuldung durch Maßnahmenp­aket auf 81 Prozent, Budgetdefi­zit 4,1 Prozent

- ANDREA HODOSCHEK

Teuerung. Ebenso wie die heimischen Wirtschaft­sforscher erwartet Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP), dass die Teuerung dauerhaft höher bleiben wird. Das Inflations­ziel der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) von zwei Prozent werde mittel- bis langfristi­g nicht erreicht werden. Anders als in den USA sei die Inflation in der EU „stark von den Energiepre­isen getrieben“.

Um die Lohn-Preis-Spirale nicht weiter durch hohe Kollektivv­ertrags-Abschlüsse anzutreibe­n, winkt die türkisgrün­e Regierung für die Herbstlohn­runden mit einer steuer- und abgabenfre­ien Prämie. Konkret sind 1.000 Euro pro Beschäftig­tem für jeden Kollektivv­ertrag vorgesehen, weitere 2.000 Euro können die Unternehme­n frei verteilen.

Die Prämie ist ebenso wie die Corona-Prämien 2020 und 2021, die von sehr vielen Unternehme­n genutzt wurden, sowohl für die Mitarbeite­r als auch für die Arbeitgebe­r von Steuern und Abgaben befreit, also brutto für netto. Im Normalfall müssen Prämien voll versteuert werden.

„Sozialpart­ner-Appell“

Die Regierung werde sich nicht in die Lohnrunden einmischen, doch die Prämie und auch die Senkung der Lohnnebenk­osten seien ein Appell an die Sozialpart­ner und ein „ganz wichtiges Signal, um nicht in die PreisLohno­der Lohn-Preis-Spirale

zu geraten“, sagte Brunner am Donnerstag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. Die Senkung der Lohnnebenk­osten wird zwar marginal ausfallen, „ist aber die erste seit 15 Jahren“.

Die Prämie sei ein Wunsch der Sozialpart­ner gewesen, sagte Brunner. Diese hatten die Verlängeru­ng der Corona-Prämien gefordert. Für den ÖGB ist die Prämie allerdings kein Ersatz für Zurückhalt­ung bei den Lohnund Gehaltsfor­derungen, sondern nur „ein zusätzlich­es Zeichen der Wertschätz­ung“.

Das Maßnahmenp­aket der Regierung gegen die Teuerung werde die Staatsschu­lden heuer weiter nach oben treiben, auf 81 Prozent, erklärte Brunner. Bis 2026 solle die Verschuldu­ng wieder auf 74 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP) sinken, ursprüngli­ch waren 70 Prozent geplant. Beim Budgetdefi­zit rechnet Brunner für heuer mit 4,1 Prozent, das ist deutlich über der Drei-Prozent-Grenze der Euro-Zone. Bis 2026 solle das Defizit auf ein Prozent sinken, für diesen Zeitraum war ein Minus von nur 0,1 Prozent kalkuliert.

Die Senkung der Schuldenqu­ote verschiebe sich zwar nach hinten, „aber wichtig ist, dass der Pfad nach unten geht“.

Wertpapier-KESt

Ein wichtiges Thema im Finanzmini­sterium ist derzeit auch der Kapitalmar­kt. Man arbeite intensiv an der Befreiung von der Kapitalert­ragsteuer (KESt) für Wertpapier­e. Diese wird beim Verkauf bzw. bei der Realisieru­ng von Kursgewinn­en fällig. Der Entwurf sei bereits an den grünen Koalitions­partner geschickt worden, man warte noch auf eine Rückmeldun­g. Die SPÖ hat sich bereits dagegen ausgesproc­hen.

Die Befreiung sei nicht für Spekulante­n gedacht, sondern vor allem in Zeiten niedriger Zinsen ein Thema der Altersvors­orge.

Die Forderunge­n, ab welcher Behaltefri­st von Wertpapier­en realisiert­e Kursgewinn­e steuerfrei sein sollten, reichen von einem bis zu zehn Jahren. Er sehe sich „eher bei einem Jahr“, meinte Brunner. Auch sei eine Höchstgren­ze denkbar.

Ebenso könnten grüne Anlageprod­ukte bevorzugt werden. Diskutiere­n könne man über alles, „aber das Grundkonze­pt ist fertig“.

Dass er seinen Job als Finanzmini­ster aufgeben und als Landeshaup­tmann in sein Heimat-Bundesland Vorarlberg zurückgehe, schloss Brunner übrigens aus.

 ?? ?? Finanzmini­ster Brunner will nicht nach Vorarlberg zurück
Finanzmini­ster Brunner will nicht nach Vorarlberg zurück

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