Schwere Missstände in Krisenzentren
Kinder- und Jugendanwaltschaft übt massive Kritik an Zuständen
Betreuung. Die Wiener Kinderund Jugendanwaltschaft (KJA) zeichnet in ihrem am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht 2021 ein dramatisches Bild der Zustände in den städtischen Krisenzentren.
So berge die herrschende Überbelegung die Gefahr von Übergriffen und Unfällen – etwa, weil Kleinkinder gemeinsam mit psychisch oder gar straffällig auffälligen Kindern oder Jugendlichen untergebracht werden.
Die KJA berichtet von „zahlreichen Beschwerden von Kindern, Jugendlichen und deren Angehörigen, aber auch von Personen aus dem professionellen Umfeld“. Besuche vor Ort hätten meist ein ähnliches Bild ergeben: „viele herausfordernde Kinder, zu wenig und stark belastetes Personal sowie der immer schwerer zu erfüllende Auftrag der Krisenabklärung“.
Für die betreuten Kinder und Jugendlichen bedeutet das „Matratzen auf dem Boden, fehlende Schreibtische zum Lernen und einen eklatanten Mangel an Platz, Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten“.
Generell habe man sich überproportional viel mit den Krisenzentren beschäftigen müssen, heißt es.
Die KJA fordert daher unter anderem eine Verringerung der Altersspannen – derzeit wird nur zwischen 3bis 15-Jährigen einerseits und 16- bis 17-Jährigen andererseits differenziert.
Der Stadtrechnungshof hatte bereits 2015 wie auch in einem Folgebericht 2021 auf zu hohe Belagszahlen in den Krisenzentren hingewiesen.
Personalmangel
Kritik übt die KJA auch an der Personalsituation in den für eine längerfristige Unterbringung geschaffenen Wohngemeinschaften.
Nachbesetzungen würden schwieriger, die Teams seien bei den Monitoringbesuchen unterbesetzt gewesen, die Fluktuation sehr hoch. Daneben wurden starre Hausordnungen, Übergriffe durch andere Kinder und Jugendliche, Fehlplatzierungen, Weglaufen aus der Einrichtung und strenge, nicht auf Augenhöhe kommunizierende Sozialpädagoginnen und -pädagogen beobachtet.
Darüber hinaus wies die KJA auf die herausfordernden Folgen der Pandemie hin. Die Umsetzung der Kinderrechte erfahre noch immer zu wenig Beachtung; es gebe eine „weiterhin unzureichende Versorgung“etwa in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.