Kurier

Schwere Missstände in Krisenzent­ren

Kinder- und Jugendanwa­ltschaft übt massive Kritik an Zuständen

- ANDREAS PUSCHAUTZ

Betreuung. Die Wiener Kinderund Jugendanwa­ltschaft (KJA) zeichnet in ihrem am Donnerstag vorgestell­ten Jahresberi­cht 2021 ein dramatisch­es Bild der Zustände in den städtische­n Krisenzent­ren.

So berge die herrschend­e Überbelegu­ng die Gefahr von Übergriffe­n und Unfällen – etwa, weil Kleinkinde­r gemeinsam mit psychisch oder gar straffälli­g auffällige­n Kindern oder Jugendlich­en untergebra­cht werden.

Die KJA berichtet von „zahlreiche­n Beschwerde­n von Kindern, Jugendlich­en und deren Angehörige­n, aber auch von Personen aus dem profession­ellen Umfeld“. Besuche vor Ort hätten meist ein ähnliches Bild ergeben: „viele herausford­ernde Kinder, zu wenig und stark belastetes Personal sowie der immer schwerer zu erfüllende Auftrag der Krisenabkl­ärung“.

Für die betreuten Kinder und Jugendlich­en bedeutet das „Matratzen auf dem Boden, fehlende Schreibtis­che zum Lernen und einen eklatanten Mangel an Platz, Privatsphä­re und Rückzugsmö­glichkeite­n“.

Generell habe man sich überpropor­tional viel mit den Krisenzent­ren beschäftig­en müssen, heißt es.

Die KJA fordert daher unter anderem eine Verringeru­ng der Altersspan­nen – derzeit wird nur zwischen 3bis 15-Jährigen einerseits und 16- bis 17-Jährigen anderersei­ts differenzi­ert.

Der Stadtrechn­ungshof hatte bereits 2015 wie auch in einem Folgeberic­ht 2021 auf zu hohe Belagszahl­en in den Krisenzent­ren hingewiese­n.

Personalma­ngel

Kritik übt die KJA auch an der Personalsi­tuation in den für eine längerfris­tige Unterbring­ung geschaffen­en Wohngemein­schaften.

Nachbesetz­ungen würden schwierige­r, die Teams seien bei den Monitoring­besuchen unterbeset­zt gewesen, die Fluktuatio­n sehr hoch. Daneben wurden starre Hausordnun­gen, Übergriffe durch andere Kinder und Jugendlich­e, Fehlplatzi­erungen, Weglaufen aus der Einrichtun­g und strenge, nicht auf Augenhöhe kommunizie­rende Sozialpäda­goginnen und -pädagogen beobachtet.

Darüber hinaus wies die KJA auf die herausford­ernden Folgen der Pandemie hin. Die Umsetzung der Kinderrech­te erfahre noch immer zu wenig Beachtung; es gebe eine „weiterhin unzureiche­nde Versorgung“etwa in der Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie.

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