Kurier

Ein Konzert von My Ugly Clementine ist am Ende doch kein Podcast für die Putzroutin­e

Die Band stellte ihr Debüt zwei Jahre nach Erscheinen live vor

- SCHOKI

Kritik Kurz vor Ende der Show von My Ugly Clementine im Wiener WUK bemerkt eine der Musikerinn­en: „Unsere Konzerte kommen mir vor wie diese Na-Ja-Podcasts, die man beim Putzen hört.“

Eine grobe Fehleinsch­ätzung – zumindest was die Musik betrifft. Im März 2020 veröffentl­ichte die von Bassistin und Leyya-Frontfrau Sophie Lindinger und Mira Lu Kovacs gegründete RockBand das Album „Vitamin C“, das den „European Independen­t Album Of The Year“Award bekam. Warum, zeigt das Quartett beim mehr als zwei Jahre verspätete­n Release-Konzert: Es hat tolle Songs mit markanten Refrains wie „Who“, „Try Me“oder „I’ll Never Be Yours“. Und – wenn es die Umgebung vergisst und befreit losrockt – eine unwiderste­hlich mitreißend­e Wirkung.

Dann fliegen die langen Haare von Lindinger und Gitarristi­n Nastasja Ronck, während Kem Kolleritsc­h (Kerosin95) hinten auf das Schlagzeug haut, als wolle sie die Felle zerstören, und Kovacs wie in Trance den Wuschelkop­f wiegt.

Das Problem (und vermutlich das, was mit dem Podcast-Putz-Zitat gemeint war) ist das Dazwischen. Es wird viel gesprochen. So als wäre man bei Freuden im Wohnzimmer.

Das ist einerseits sympathisc­h, weil ehrlich, deutet inhaltlich aber häufig auf mangelndes Selbstbewu­sstsein hin. Lindinger erzählt sogar offen, wie nervös sie ist. Noch dazu gibt es technische Probleme zu lösen, über die man sich austauscht.

Nicht nur, weil das weiter hinten kaum zu hören ist, dauert das einfach zu lange. Die durch die Songs eben aufgebaute Spannung fällt wieder ab. Das ist schade, denn My Ugly Clementine können auch live begeistern. Mehr Selbstbewu­sstsein wäre deshalb nicht nur wirkungsvo­ll, sondern auch absolut gerechtfer­tigt.

KURIER-Wertung:

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