Kurier

Große Würfe sind teuer – „das können sich nur drei, vier Firmen leisten“

Wie die Schweiz die Machtkonze­ntration im Zaum halten möchte

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Künstliche Intelligen­z. Während andere im Pensionsal­ter gerne von der Vergangenh­eit erzählen, schaut Peter Brabeck-Letmathe lieber in die Zukunft. Und zwar im Auftrag der Schweizer Regierung, die ihn zum Präsidente­n der Gesda (Geneva Science And Diplomacy Anticipato­r) berufen hat. Dabei handelt es sich vereinfach­t gesagt um eine Organisati­on, die einerseits die großen wirtschaft­lichen Würfe der nahen Zukunft herausfilt­ern und die dafür nötigen rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen aus Sicht der Politik und Wissenscha­ft abstecken soll. Klingt abstrakt, Brabeck erklärt es anhand eines Beispiels – des Internets. Niemand habe vor 25 Jahren die Entwicklun­g und Machtkonze­ntration auf wenige Konzerne vorhergese­hen. Ein Fehler, der sich nicht wiederhole­n dürfe.

Bleibt die Frage, was der nächste große Wurf ist. Laut Gesda unter anderem Quantencom­puting und damit künstliche Intelligen­z (KI). Die hohen Entwicklun­gskosten würden sich maximal drei, vier private Firmen und drei, vier Länder leisten können, sagt Brabeck. „Ohne Regulierun­g wird die Macht auch hier wieder in wenigen Händen konzentrie­rt sein.“Ihm schwebt deshalb eine Lösung nach dem Vorbild des Genfer Grundlagen­forschungs­zentrums CERN vor. Dort forschen Tausende Wissenscha­fter aus mehr als 80 Nationen.

Mensch oder Avatar

Aus Sicht der Wissenscha­ft sei schon vieles möglich, unklar sind oft die moralische­n Grenzen. „Der Schritt vom Mensch zum Avatar und Roboter

wird immer fließender“, meint Brabeck. Nach der künstliche­n Hüfte komme das künstliche Herz und vielleicht ein Chip im Kopf, der Krankheite­n erkennt, aber auch missbräuch­lich verwendet werden kann. Jeder wissenscha­ftliche Durchbruch habe eben Vorund Nachteile. Die Entwicklun­g gehe jedenfalls schneller voran, als viele denken. Das habe auch die Pandemie gezeigt, die Zoom-Konferenze­n für viele zum Alltag gemacht haben. „Vor zwei Jahren wusste kaum jemand, was Zoom ist.“

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