Zwei Todesopfer nach Schießerei in einer Bar für Homosexuelle in Oslo
Die Polizei spricht von mehr als 21 Verletzten, ein Mann wurde festgenommen. Die Tat wurde als islamistischer Terroranschlag eingestuft
Norwegen. Der Nachtclub „London Pub“gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene, auf der Internetseite beschreibt sich der Club als „Schwules Hauptquartier seit 1979“. In der Nacht auf Samstag jedoch wurde die Bar zu einem Ort des Schreckens: Ein Mann schoss auf mehrere Menschen im Club und auf der Straße davor sowie in einer anderen, nahe gelegenen Bar. Die Polizei sprach von zwei Toten und mehr als 21 Verletzten.
Als mutmaßlichen Einzeltäter nahm die Polizei wenige Minuten später einen 42-jährigen norwegischen Staatsbürger mit iranischer Herkunft fest. Bei ihm wurden eine vollautomatische Waffe und eine weitere Schusswaffe sichergestellt. Ein Versagen der Behörden steht im Raum: Der Mann soll bereits seit 2015 wegen weniger schweren Gewalttaten amtsbekannt gewesen sein; außerdem soll es den Verdacht gegeben haben, dass er ein radikalisierter Islamist sei. Es soll in der Vergangenheit außerdem eine psychische Erkrankung des Mannes festgestellt worden sein.
Ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NRK war bei dem Anschlag vor Ort: „Ich sah, wie ein Mann mit einer Tasche ankam. Er nahm eine Waffe und begann zu schießen. Dann sah ich, wie Fensterscheiben zu Bruch gingen und begriff, dass ich in Deckung gehen musste.“
Die Regierung hat am Samstag die nationale Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe fünf angehoben. Die Gefahr einer terroristischen Bedrohung sei „außergewöhnlich“hoch, teilte der norwegische Geheimdienst PST mit.
Pride-Parade abgesagt
Ministerpräsident Jonas Gahr Störe sprach von einem „schrecklichen und zutiefst schockierenden Angriff auf unschuldige Menschen“. „Wir wissen noch nicht, was hinter dieser schrecklichen Tat steckt, aber den queeren Menschen, die Angst haben und trauern, möchte ich sagen, dass wir mit euch zusammenstehen“, sagte er der
Nachrichtenagentur NTB. Die norwegische Polizei, die normalerweise nicht bewaffnet ist, soll nun vorsichtshalber Waffen tragen.
Erst vor wenigen Monaten wurde in Norwegen der 50. Jahrestag der Entkriminalisierung von Homosexualität gefeiert. Im Juni wird weltweit der Pride-Month gefeiert; er steht für die Gleichberechtigung und gegen die Stigmatisierung der LGBTQCommunity (Lesben, Schwule, bisexuelle, Transgenderund queere Personen). Am Samstag hätte in Oslo eine Pride-Parade stattfinden sollen. Diese wurde auf Anraten der Polizei abgesagt. Derzeit werde untersucht, ob auch sie ein Anschlagsziel gewesen sein könnte.