15 Galerien für mehr als 3.000 Jahre ägyptische Geschichte
Der KURIER zu Besuch im
Lokalaugenschein. Im November 2018 gingen die Uhren noch anders: Auf dem Gelände des halb fertigen Grand Egyptian Museum im Süden der 10-Millionen-Stadt Kairo herrschte reges Treiben. Taxis fuhren im Minutentakt vor, Besucher wuselten durch die Gänge des „Conservationcenters“, besichtigten die Restaurierungswerkstätten und warfen ungläubige Blicke auf die Baustelle, auf der Kabel und Rohre aus der Betonfassade hingen. Nichts war fertig. Dabei hatte der Präsident die Order ausgegeben, dass man 2020 fertig zu sein habe.
Dreieinhalb Jahre später baut man immer noch, ein Militär hat das Kommando übernommen und die Regeln sind strenger: Keine Besucher, keine Besichtigung. Fotos? Keinesfalls. Nicht einmal unser Taxi wird auf das Gelände gelassen. Wir müssen durch den Baustellenzaun schlüpfen, der nur ein wenig geöffnet wird, und die letzten 200 Meter zu Fuß zu unserem Interview-Partner Eltayeb Abbas, stellvertretender Direktor und wissenschaftlicher Leiter des GEM, gehen (das Interview lesen Sie im Herbst im KURIER History-Magazin anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun).
So viel sei verraten
Die meisten Stücke sind fertig restauriert – Tutanchamuns Unterhosen etwa. Fünf Monate lang wurden die 3.400 Jahre alten Leinen-Dreiecke – insgesamt 145 – mittels Röntgen und C14 analysiert. Die Restaurierung selbst dauerte einen Monat. Sogar das Waschmittel wurde bestimmt.
Wobei: „Die Leute denken, das GEM wird ein Tutanchamun-Museum, aber das stimmt nicht“, sagt Abbas. 50.000 antike Objekte von der Ur- bis zu griechisch-römischen Geschichte auf fünfzehn miteinander verbundenen Galerien sollen gezeigt werden – ein Drittel davon erstmals. Und nein, Leute, die das alles nicht interessiert, müssen nicht durchs ganze Museum, um endlich Tutanchamuns Schatz zu sehen. Links geht es zu den Galerien. Doch wer beim Eingang gleich rechts abbiegt, kommt direkt zu ihm.