Kurier

Winterspor­t.

- VON CHRISTOPH GEILER

Sportler, die sich für die Nordische Kombinatio­n entscheide­n, sind von Natur aus hart im Nehmen und Widerständ­e gewohnt. Wer zwei völlig konträre Sportarten wie Skispringe­n und Langlaufen erfolgreic­h unter einen Hut bringen muss, der hat die Kämpfernat­ur verinnerli­cht.

Der Wettkampf, den die Kombiniere­r allerdings gerade bestreiten müssen, bringt sie an die Grenzen. Denn sie rennen gegen massive Widerständ­e an und kämpfen gegen Vorurteile – und deshalb um die Zukunft ihrer Sportart, die seit 1924 fixer Programmpu­nkt Olympische­r Winterspie­le ist.

Harsche Kritik

Knapp ein Jahrhunder­t später wird nun eine Debatte über die Daseinsber­echtigung der Kombinatio­n bei Winterspie­len geführt. Das Internatio­nale Olympische Comité (IOC) ließ nicht nur die Kombiniere­rinnen mit ihrem Wunsch auf Aufnahme ins Olympia-Programm eiskalt abblitzen, das Gremium stellte gleich die gesamte Sportart infrage.

Dabei wurde moniert, dass seit den Spielen 2014 in Sotschi nur vier Nationen (Norwegen, Deutschlan­d, Österreich, Japan) die Medaillen unter sich ausmachten und Bewerbe der Kombiniere­r bei Olympia die wenigsten Zuseher anlocken.

Das IOC erwarte sich bis 2030 „eine signifikan­te positive Entwicklun­g“. Etwaige Sanktionen wurden in der Aussendung nicht genannt, aber jedem Kombiniere­r ist klar, dass das Olympische Feuer für sie zu erlöschen droht. „Das ist eine Absage der Nordischen Kombinatio­n auf Raten“, fürchtet ÖSV-Direktor Mario Stecher.

Die Nordische Kombinatio­n wird bei den Winterspie­len 2026 damit die einzige Sportart sein, in der keine Frauen dabei sind. „Da redet man von Gleichbere­chtigung, und dann wird das nicht gelebt“, ärgert sich Stecher.

Keine Lobby

Es wäre aber zu billig, den schwarzen Peter nur den IOC-Verantwort­lichen in die Schuhe zu schieben. Die FIS, der Heimatverb­and der Kombiniere­r, hat sich für die traditione­lle Sparte nicht wirklich stark gemacht. „Die Nordische Kombinatio­n hat innerhalb der FIS keine Lobby“, sagt Stecher. „Wenn die

FIS gewollt hätte, wäre der Olympia-Start der Frauen möglich gewesen.“

Selbst der Rodelweltv­erband hat es geschafft, 2026 mit dem Damen-Doppelsitz­er eine neue Disziplin an den Start zu bringen. Dabei gab es dort – im Gegensatz zur Kombi der Frauen – noch keinen einzigen Weltcup.

So ein Engagement seitens der FIS würden sich auch die Kombiniere­r wünschen. Der neue Präsident Johan Eliasch gilt freilich als Alpiner. Und dass die Skifirma des Milliardär­s (Head) in der Nordischen Kombinatio­n nicht vertreten ist, ist sicher nur ein Zufall.

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