Ein Berg, an dem Murmeln den Weg vorgeben
Das neue „Kinderspiel des Jahres“überzeugt mit seinem Schwung. Eine Partie jagt dabei die nächste
Rezension. Sich auf einem dicht bewaldeten Berg zu verlieren, ist an sich schon mehr als unangenehm und gefährlich. Ist man noch dazu ein Zauberlehrling und wird von einer Schar böser Hexen verfolgt, nimmt das aber eine ganz andere Dimension an.
Ein Glück also, dass die magischen Irrlichter – in Form von fünf bunten Murmeln – den Weg zum Fuß des „Zauberberg“weisen.
Das kürzlich zum „Kinderspiel des Jahres“gekürte Murmelspiel der beiden Autoren Jens-Peter Schliemann und Bernhard Weber erinnert optisch an einen Flipperautomaten. Vier Stützen neigen das Feld auf einer Seite nach unten, sodass die Murmeln gut rollen. Das Ziel ist bei diesem Spiel daher überraschenderweise nicht oben am Berg, sondern unten.
Dem Zufall überlassen
Gespielt wird gemeinsam gegen das Spiel. (Eine sehr lohnende kompetitive Variante gibt es aber auch.) Zug um Zug platzieren die Spieler die Irrlichter am Gipfel und schauen zu, wie sie ihren Weg nach unten finden. Trifft eine Murmel auf eine der blauen Zauberer-Figuren mit den großen runden Augen, so darf diese ebenfalls Richtung Ziel ziehen. Aber Vorsicht ist geboten: Auch vier Hexen folgen den Irrlichtern. Die Zauberlehrlinge müssen sich daher beeilen, um ins Ziel zu Magier Balduin zu gelangen.
So einfach das auch klingen mag, die Umsetzung ist alles andere als das. Rollt eine Murmel erstmal los, so ist es dem Zufall überlassen, ob ein Zauberlehrling oder eine Hexe weiterziehen darf. Setzt sich eine der bunten Kugeln in Bewegung, bleibt alles offen – und zwar bis zum Schluss. Dass sich das Blatt – für oder gegen die Zauberlehrlinge – am Ende der Partie noch einmal wendet, ist nicht auszuschließen. Dann hilft nur noch eines: die Revanche. Und davon lassen sich in kürzester Zeit gleich mehrere spielen. Eine Partie dauert nur bis zu 15 Minuten.
Obwohl das actiongeladene Glücksspiel mit seinem Schwung überzeugt, findet sich doch noch ein kleiner Schönheitsfehler. Dass die Geschichte des guten Zauberlehrlings und der bösen Hexe eine alte ist, ist unumstritten. Das Fehlen von heldenhaften Frauenfiguren hätte dennoch umgangen werden können: etwa durch ein paar weibliche Magierinnen.
Die Finalisten
Neben dem Sieger „Zauberberg“waren zwei weitere Spiele unter den Finalisten zum „Kinderspiel des Jahres“: „Mit Quacks & Co. nach Quedlinburg“und „Auch schon clever“, beide stammen aus dem Schmidt-Verlag
Die Vorjahre
Im Vorjahr wurde Dragomino (Pegasus) zum „Kinderspiel des Jahres“gekürt, 2020 siegte „Speedy Roll“(Piatnik), 2019 „Das Tal der Wikinger“(Haba)
Weitere Auszeichnungen
Das „Spiel des Jahres“sowie das „Kennerspiel des Jahres“werden Mitte Juli gekürt. Kommende Woche steht unterdessen die wichtigste österreichische Auszeichnung an: Am Mittwoch, 29. Juni, wird der „Österreichische Spielepreis“in sieben Kategorien vergeben