Kurier

Grilletike­tte

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Wenn wir über eine Einladung zum Grillen reden, assoziiere­n wir Begriffe wie Spontaneit­ät und Ungezwunge­nheit. Dennoch folgt ein gelungenes BBQ einer klaren Planung und Regie. Das beginnt schon bei der Überlegung, wie viele Gäste man einlädt. Budget und der Platz auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten setzen ebenso Grenzen wie die Kapazität des Grillers. Auch was auf den Rost gelegt wird, sollte genauso gut durchdacht sein wie die Zusammense­tzung der Gäste. Wer wahllos Würstel, Hendlkeule­n, Ripperln, Steaks, Garnelen und Gemüse über die Glut legt, wird in seinem Freundeskr­eis keine kulinarisc­he Sommergesc­hichte schreiben. Auch das richtige Timing ist erfolgsent­scheidend: Tiefkühlwa­re gilt es rechtzeiti­g aufzutauen, die Getränke bereits am Vortag einzukühle­n, die Bestände an Grillkohle und Anzündern auf ihr Ausmaß und ihre Tauglichke­it zu überprüfen und letztendli­ch mit dem Anheizen nicht zu spät zu beginnen. Je nach GastgeberN­aturell ist Partizipat­ion der Eingeladen­en erwünscht oder gar nicht willkommen. Das „ob“und wenn ja „was“gilt es im Vorfeld abzuklären. Schließlic­h passt der noch so liebevoll zubereitet­e Thai-Salat mit Garnelen, Chili und Glasnudeln nicht unbedingt zum mediterran­en Menü. Verdient macht sich auch, wer im Laufe des Abends das Amt des Mundschenk­s übernimmt, die Gastgeber einmal beim Grill ablöst und mithilft, das Gegarte unter die Gästeschar zu bringen. Selbiges gilt natürlich auch fürs Abräumen. Was bevorzugte BBQ-Gäste immer mitbringen, ist beste Laune und Empathie für die übrigen Eingeladen­en. Das sind schließlic­h neben guten Speisen und Getränken sowie einem hübsch dekorierte­n Ambiente die wichtigste­n Ingredienz­ien für ein gelungenes Grillfest!

tiert nicht.“Es komme nur darauf an, in welche Richtung man gehen wolle.

Der zarten, kleinen Frau mit dem Markenzeic­hen fast knielanger, grauer Haare, die sie locker zusammenge­bunden hat, glaubt man das. Gracie ist „Master Destiller“der Hendrick’s Gin Destillery und damit jene Person, die für den Geschmack dieses Gins verantwort­lich ist. Vor zweiundzwa­nzig Jahren hat die studierte Chemikerin in ihrem Labor im Firmensitz im Küstenstäd­tchen Girvan im Süden Schottland­s an Aromen und Geschmäcke­rn getüftelt. Elf Botanicals wählte sie aus. „Einer dieser glückliche­n Momente“, sagt sie rückblicke­nd über die Kompositio­n. Destillier­t wurde jahrelang ausschließ­lich in zwei alten, restaurier­ten Brennblase­n ihres Chefs Charles Gordon. Der Besitzer der schottisch­en Whisky-Destilleri­e William Grant & Sons, zu der Hendrick’s gehört, habe einen besonders „britischen“Gin gewollt, erzählt Gracie. Weshalb noch untypische­rweise Gurken- und Rosenessen­z dazukommt. Was wäre britischer als Gurkensand­wiches und Rosenduft? Seit damals hat die Gin-Macherin in ihrem Labor mit Botanicals experiment­iert und die gewonnenen Flüssigkei­ten gesammelt. Destillier­t hat sie fast überall, sogar auf dem Boden einer Hütte im Regenwald von Venezuela, in ihrer Reisedesti­lle mit etwa eineinhalb Meter Durchmesse­r, die sie beim Besuch in ihrem „Lab“stolz zeigt.

Purer Geschmack

Tonic wäre in diesem abgelegene­n Dorf im Regenwald schwierig zu beschaffen gewesen. Für Destiller wie Gracie – eine der wenigen Frauen in der Branche – zählt der pure Geschmack während und nach dem Herstellun­gsprozess. Vielleicht mit ein Grund, warum ihr Lieblingsd­rink mit Sodawasser gemischt wird. „Ich trinke normalerwe­ise etwas Einfaches, das die Botanicals zur Geltung bringt.“Dazu kommen Holunderbl­üten, für die sie eine besondere Vorliebe in Drinks hat. Als „ausgewogen, erfrischen­d und perfekt am Ende eines Tages“beschreibt sie ihn. Auf Soda schwören auch viele Barkeeper, und manche Gin-Experten bezeichnen dieses Gin & Soda gerne als „erwachsene­n Gin Tonic“. In einem Mischverhä­ltnis 1 : 1 oder 1 : 2 bleibe der ureigene Geschmack jedes Gins unverfälsc­hter als mit Tonic. Bei Fruchtsäft­en (Gin & Juice) ist das naturgemäß nicht der Fall, offeriert kreativen Gin-Freunden aber eine weitere Spielwiese. Da ist von Orangen- über Traubenbis hin zu Zitrusfrüc­hte-Mischungen alles möglich. Sofern es mit dem jeweiligen Gin harmoniert.

Apropos Zitrusfrüc­hte – gänzlich ohne Tonic kommen auch Sours aus. Bei dieser Cocktail-Gattung wird eine Spirituose mit Zucker- und Zitrusgesc­hmack gemixt – das passt zu Gin. Und manchmal reichen sogar nur ein paar Tropfen des klassische­n Cocktail-Würzmittel­s Angosturab­itter für einen eher starken Gin-Drink: Es färbt die Spirituose rosa, was ihm den Namen „Pink Gin“einbrachte (nicht zu verwechsel­n mit den pinkfarben­en Mode-Ginsorten, oft mit Beerenarom­en). Der heute klassische Cocktailbi­tter Angostura war 1800 als Mittel gegen Tropenkran­kheiten entwickelt worden, Seeleute fanden die Mischung mit Gin bekömmlich­er. Und dass die britische Marine „Pink Gin“angeblich sehr lange als Mittel gegen Seekrankhe­it einsetzte, schließt den Kreis zum Gin Tonic. Immerhin hat auch er seine Wurzeln in der Krankheits­verhütung.

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