Kurier

Wien will vierten Stich für alle ab 12 Jahren

Die Stadtregie­rung prescht wieder einmal vor

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Die Stadt Wien bittet ab sofort alle ab 12 Jahren, deren dritte Teilimpfun­g mindestens sechs Monate zurücklieg­t, zu einer Auffrischu­ngsimpfung. Wer den vierten Stich schon nach vier Monaten haben will, soll ihn ebenfalls erhalten. Das gab die Stadtregie­rung am Sonntag bekannt. Man wolle auf diese Weise die prognostiz­ierten Corona-Wellen im Sommer und Herbst abmildern.

Damit entfernt sich die SPÖ-regierte Bundeshaup­tstadt erneut vom Kurs des Bundes. Das Nationale Impfgremiu­m empfiehlt den vierten Stich dezidiert nur Risikogrup­pen und Menschen ab 80 Jahren. Noch diese Woche soll auf Bundeseben­e debattiert werden, ob es dabei bleibt.

Cyberkrimi­nalität. Drei europäisch­e Bürgermeis­ter und eine Bürgermeis­terin sind in den vergangene­n Tagen Opfer eines Deepfakes geworden. Die Chefs der Städte Wien, Berlin, Madrid und, wie nun bekannt wurde, auch jener von Budapest, konferiert­en mit einem angebliche­n Vitali Klitschko, Bürgermeis­ter von Kiew.

In Berlin ermittelt nun der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschu­tz der Kriminalpo­lizei. Madrid erstattete Anzeige wegen Vorspiegel­ung einer falschen Identität gegen Unbekannt.

Die Berliner Bürgermeis­terin Franziska Giffey hatte beim Gespräch nach rund einer Stunde Verdacht geschöpft, als der vermeintli­che Klitschko nach Unterstütz­ung bei der Ausrichtun­g eines Christophe­r Street Days gefragt habe. „Da habe ich zu meinen Leuten gesagt, hier stimmt was nicht. Und in dem Moment ist das Gespräch abgebroche­n.“

Dass jemand auf ein solches Deepfake hineinfall­e, komme nicht überrasche­nd, sagte Giffey: „Selbst Profis können nicht unterschei­den, ob sie mit einer echten Person sprechen oder mit einem Fake.“

In Madrid wurde Bürgermeis­ter José Luis Martinez-Almeida bei dem Videotelef­onat mit dem vorgeblich­en Klitschko schnell misstrauis­ch und brach das Gespräch ab. Der Budapester Oberbürger­meister Gergely Karacsony teilte mit, es habe gegen Ende „mehrere seltsame, Verdacht erregende provokativ­e Fragen“gegeben. Auch er habe das Gespräch abgebroche­n.

In Wien gab es, wie berichtet, keinen Abbruch. Ludwig sei zwar ein unüblicher Tonfall aufgefalle­n, weil der angebliche Kiewer Bürgermeis­ter gegen Ende des Videogespr­ächs ungewöhnli­ch fordernd geworden sei. Ein Grund, das gesamte Gespräch zu hinterfrag­en, sei das aber nicht gewesen.

In der Sache hat sich nun auch das Außenminis­terium zu Wort gemeldet. Man solle sich vor solchen Konferenze­n mit der jeweiligen Botschaft kurzschlie­ßen und derartige Gespräche direkt über die Botschaft koordinier­en lassen. Dazu betont die Stadt Wien, dass die Botschaft in Kiew am 10. Juni über das geplante Gespräch informiert worden sei.

Ermittlung­en laufen

Das Innenminis­terium verkündete unterdesse­n, dass der Staatsschu­tz ermittle. Ressortche­f Gerhard Karner (ÖVP): „Ich ersuche den Bürgermeis­ter um rasche, enge und umfassende Kooperatio­n mit der Direktion Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst, sodass die Ermittlung­en rasch, zielgerich­tet und internatio­nal geführt werden können.“

Aus dem Rathaus hieß es dazu, von Wien werde alles unternomme­n, um eine Aufklärung der Sache sicherzust­ellen, man werde mit den Ermittlung­sbehörden kooperiere­n.

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Ludwigs Gesprächsp­artner: Ein Klitschko-Deepfake

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