Kurier

Wien möchte allen ab 12 Jahren sofort den vierten Stich verpassen

Die Stadtregie­rung prescht mit ihrer Corona-Impfstrate­gie erneut vor

- VON ELISABETH HOFER UND CHRISTOPH SCHWARZ

Wien startet einen neuen Anlauf, um mehr Menschen zur Corona-Impfung zu bewegen und vereinfach­t den Zugang zum vierten Stich: Ab sofort sollen sich alle Wienerinne­n und Wiener ab einem Alter von 12 Jahren, deren Drittimpfu­ng bereits sechs Monate her ist, ihre Auffrischu­ng holen. Auch all jene, deren letzter Stich erst vier Monate her ist, können – so sie wollen – in ein städtische­s Impfzentru­m kommen. Die rot-pinke Stadtregie­rung will mit der Impfoffens­ive den drohenden Infektions­wellen, die sich für Sommer und Herbst abzeichnen, entgegenwi­rken.

Sie prescht damit – mit Blick auf den Bund und andere Bundesländ­er – wieder einmal vor. Bundesweit gilt derzeit die Empfehlung des Nationalen Impfgremiu­ms, die von der Wiener Regelung abweicht: Das Gremium sieht den vierten Stich dezidiert erst für alle Personen ab 80 Jahren vor. Für Über-65-Jährige lautet die Vorgabe, dass eine solche Auffrischu­ng erfolgen „kann“. Für jüngere Personen ist die Viert-Impfung derzeit nicht empfohlen, soll aber auf Wunsch auch „nicht vorenthalt­en werden“.

Andere Regelausle­gung

In Wien sieht man sich übrigens im Einklang mit den Empfehlung­en des Nationalen Impfgremiu­ms. Man lege die Anwendungs­empfehlung nur weit aus: Diese sehen nämlich „bei medizinisc­her Indikation oder epidemiolo­gischen Anlässen“die Möglichkei­t einer Impfung vor.

„Unter epidemiolo­gische Ereignisse fallen zum Beispiel die vor uns liegende Infektions­welle im Sommer“, heißt es aus dem Büro des Wiener SPÖ-Gesundheit­sstadtrats Peter Hacker. Ebenso wie der „Kontakt zu Personen mit Risikoerkr­ankungen, eigene Risikoerkr­ankungen, der Besuch von Angehörige­n vulnerable­r Gruppen oder auch bei hoher Kontaktfre­quenz im Alltag, am Arbeitspla­tz, bei Veranstalt­ungen oder vor anstehende­n Reisen“. Das rechtferti­ge die vierte Impfung für alle bereits nach vier Monaten.

„Karten neu gemischt“

Der Infektiolo­ge Herwig Kollaritsc­h hält den Wiener Sonderweg auf KURIER-Anfrage für vernünftig: „Wien nutzt einfach den Spielraum ein bisschen aus. Wir haben ja lange nicht mit einer Sommerwell­e gerechnet, aber jetzt, wo sie kommt, können wir sie nicht einfach so durchrausc­hen lassen, sondern müssen darauf reagieren.“Die Karten seien neu gemischt, so Kollaritsc­h. „Jede Erkrankung, die man verhindern kann, ist ein Gewinn.“

Relevant könnte der vierte Stich vor allem für jene sein, die noch gar nie infiziert waren. „Mit drei Impfungen und einer durchgemac­hten Infektion sollte ein aufrechter Immunschut­z gegeben sein. Diese Personen dürften gut durch den Herbst kommen“, sagte die Virologin Dorothee von Laer vergangene Woche im KURIER. Wichtig sei für diese Personen eine Impfung mit dem angepasste­n Impfstoff vor dem Winter.

Im grünen Gesundheit­sministeri­um wollte man am Sonntag kein Statement abgeben. Für die Impfauffri­schung werde es aber noch diese Woche eine Empfehlung des Nationalen Impfgremiu­ms geben, so Minister Johannes Rauch in der ORF-„Pressestun­de“.

 ?? ?? In Wien wird wieder verstärkt geimpft: Alle ab 12 Jahren dürfen zum vierten Sicht. Das soll helfen, die Infektions­welle abzuflache­n
In Wien wird wieder verstärkt geimpft: Alle ab 12 Jahren dürfen zum vierten Sicht. Das soll helfen, die Infektions­welle abzuflache­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria