Kurier

Neue Therapie gegen Darmentzün­dungen

40.000 Betroffene in Österreich

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Hoffnung. Bauchschme­rzen, Durchfall, Unterverso­rgung von Nährstoffe­n bis hin zu blutigen Durchfälle­n. Treten diese Symptome in wiederkehr­enden Intervalle­n auf, könnte es sich um eine chronisch-entzündlic­he Darmerkran­kung (CED) handeln. Immer mehr Menschen leiden darunter, in Europa gibt es Schätzunge­n zufolge rund drei Millionen Betroffene. Tendenz steigend. Allein in Österreich leiden 40.000 Menschen an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Für sie könnte der Ausblick auf eine Stuhltrans­plantation vielverspr­echend sein. Der Facharzt für Gastroente­rologie und Hepatologi­e Bernhard Angermayr glaubt sogar, dass es noch mehr Betroffene gibt: „Manche Menschen wissen gar nicht, dass sie daran leiden.“Bislang ging man davon aus, dass es bei beiden Erkrankung­en keine Heilung gibt. Sie treten ein ganzes Leben lang immer wieder in Schüben auf. Gerade bei Colitis ulcerosa funktionie­rt die Stuhltrans­plantation in Studien jedoch bereits sehr gut.

Dabei wird der Stuhl eines umfassend untersucht­en Spenders verdünnt, gefiltert und mehrfach etwa über eine Darmspiege­lung in den Darm transplant­iert.

Derzeit kommt die Therapie lediglich am LKH Univ. Klinikum in Graz zum Einsatz. Allerdings nur bei Patienten, die bereits alle anderen Behandlung­smöglichke­iten erfolglos ausgeschöp­ft haben. Bis die Therapie standardmä­ßig durchgefüh­rt wird, könnte es noch einige Jahre dauern. „Ich würde das Gefahrenpo­tenzial darin sehen, dass man Sorge hat, Stuhl zu transplant­ieren, der andere Effekte hat“, erläutert Angermayr.

Wie wirksam die Therapie sein kann, zeigt die Behandlung einer anderen entzündlic­hen Darmerkran­kung: Clostridie­n Kolitis. Vor wenigen Jahren hat sie in manchen Fällen bis auf die Intensivst­ation geführt, wenn Patienten nicht auf Antibiotik­a angesproch­en haben. Heute weiß man, dass eine Stuhltrans­plantation bei dieser Erkrankung in 95 Prozent der Fälle innerhalb weniger Tage Heilung bringt.

„Im Prinzip ist es eine simple und billige Therapie“, erklärt Angermayr.

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Im Vergleich zu den kleineren Mikroben ist die Zahl der Körperzell­en mit 10 zu 1 klar in der Überzahl

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