Eine ganz spezielle Wiesenschaft
Tennis in Wimbledon. Von Rekordsiegern über Niederlagen-Abonnenten bis hin zu ungeliebten Schuhsohlen: Der Rasen-Klassiker in London hat viele Geschichten zu erzählen
Das Wiesenfest ist eröffnet, das prestigeträchtigste Turnier der Geschichte startet am heutigen Montag. Was es über die 135. Auflage des Traditionsbewerbs zu wissen gibt, wer besonders gut auf Gras ist und was ein bisschen mit Augenzwinkern wahrgenommen werden kann:
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Grand-Slam-Titel fehlt Serena Williams noch auf den Allzeit-Rekord der Australierin Margaret Court, die zwischen 1960 und 1973 24 Majors gewann. Dass die 40-jährige Amerikanerin dies schafft, ist eher anzuzweifeln – Williams hatte ein Jahr pausiert und erst diese Woche im Doppelbewerb von Eastbourne wieder in offizieller Mission zum Racket gegriffen. Aber aufgepasst: Wimbledon liegt dem US-Star sehr, sieben Triumphe auf dem heiligen Rasen zeugen davon.
3
Spieler mit namentlicher Tennis-Affinität schlagen in London auf. Dem Kanadier Denis Shapovalov darf am meisten zugetraut werden, mit von der Wiesenpartie sind auch der US-Mann Denis Kudla und der Bresnik-Schützling Dennis Novak, der einzige ÖTV-Starter in den EinzelHauptbewerben. Mit USMann Tennys Sandgren, der Dominic Thiem schon in Melbourne geschlagen hat, fehlt aber ein „Tennys-Spieler“.
4
Teilnahmen verzeichnete Österreichs Idol Thomas Muster in Wimbledon. Und der heute 54-Jährige ist die einzige Nummer eins der Welt (1996), die in Wimbledon kein Match gewinnen konnte. 1994 gelangen Muster gegen den Deutschen Alexander Mronz (muss man nicht kennen; Anm.) zumindest zwei Satzgewinne.
5
Grand-Slam-Sieger sind dieses Mal bei den Herren am Start: Rafael Nadal (22), Novak Djokovic (20), Andy Murray (3), Stan Wawrinka (3) und Marin Cilic (1). Mit Roger Federers (20) Comeback ist frühestens im September beim Laver Cup zu rechnen. Österreichs Ass Dominic Thiem (1) legte harte Trainingswochen ein, Daniil Medwedew (1) darf als Russe (wie auch Belarussen) nicht starten.
7
lautet die Weltranglisten-Platzierung des Serben Novak Djokovic nach Wimbledon am 10. Juli. Weil es heuer keine Punkte gibt und der Rekordspieler als Nummer eins (373 Wochen) die 2.000 Zähler vom Vorjahresfinale verliert. So schlecht war Nole seit August 2018 nicht platziert. Die Aussichten sind nicht rosig: Djokovic will sich auch im Falle eines weiter bestehenden Einreiseverbots in die USA nicht gegen das Coronavirus impfen lassen und würde damit auch auf die US Open verzichten.
9
Einzel-Triumphe feierte Martina Navratilova. Damit ist sie die unbestrittene Nummer eins im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Hinter der Amerikanerin liegen ihre Landsfrau Serena Williams und die Deutsche Steffi Graf mit jeweils sieben
Siegen. Nummer eins bei den Herren ist Roger Federer mit acht Triumphen.
77
Jahre mussten die Briten auf einen Heimsieg warten. Nachdem 1936 Fred Perry den Siegerpokal in den Londoner Abendhimmel gestemmt hatte, war Andy Murray 2013 an der Reihe. 2016 gewann er erneut.
81
Grand-Slam-Turniere Der Spanier Feliciano López zieht in Wimbledon mit dem bisherigen Spitzenreiter Roger Federer gleich. Einen Rekord hält López: Von 2002 bis Jänner dieses Jahres stand der mittlerweile 40-Jährige 79 Mal im Hauptbewerb eines Grand-Slam-Turniers. Diese Serie riss erst im Mai mit einer Auftaktniederlage in der French-Open-Qualifikation. In Wimbledon ist er wieder im 128-köpfigen Hauptfeld und hat dies Dominic Thiem zu verdanken, der seinen Start kurzfristig absagte.
90
Prozent der Kleidung der Spieler und Spielerinnen müssen weiß sein. Besonders wichtig: Es würfen keine grellen Farben verwendet werden. Da passten die orangen Schuhsohlen von Roger Federer 2013 beim Auftaktspiel gegen den Rumänen Victor Hanescu so gar nicht ins ehrwürdige Bild der strengen Kleider-Polizei. Der Schuhwechsel brachte Federer außer Tritt – er verlor in Runde zwei gegen den Ukrainer Serhij Stachowskyj.