Eine Taxifahrt von Krise zu Krise
Branche unter Druck. Horrende Spirtpreise, Lenkermangel, lange Wartezeiten
Gerade erst war der langjährige Kampf der Taxler mit Uber geschlagen (beide unterliegen nun den gleichen Gesetzen), schon sorgte die Corona-Pandemie für teils hundertprozentige Umsatzeinbußen. Nachdem das Geschäft wieder halbwegs lief, stiegen die Spritpreise, außerdem steht die kostenintensive Umstellung auf Elektroautos an.
Wie ist es wirklich um die Branche bestellt? Und wie wirken sich all die Krisen auf die Tarife, den Service – und damit auf die Kunden – aus?
Warum muss man derzeit
? so lange aufs Taxi warten?
Eine mögliche Erklärung: der Lenkermangel. „Es fehlen in Wien rund die Hälfte der Taxifahrer, jedenfalls einige Tausend“, sagte etwa UberÖsterreich-Chef Martin Essl Anfang Juni zur APA. Der Wiener Taxi-Obmann Leopold Kautzner kann dies allerdings nicht erkennen. Laut Wirtschaftskammer Wien gibt es derzeit 6.669 angemeldete Taxis in Wien, 2015 waren es noch 6.242. Die derzeitigen Wartezeiten erklären sich laut Kautzner anhand der erhöhten Nachfrage – bedingt durch sehr heißes Wetter, die Rückkehr hochkarätiger Kongresse und dass derzeit viele ausgehen und die Freiheit genießen, bevor es pandemiebedingt im Herbst wieder schwierig werden könnte. „Wir haben teilweise eine Auslastung wie sonst nur zu Silvester“, sagt Kautzner.
Warum werden so viele
? Fahrten storniert?
Wer via App bestellt, muss damit rechnen, dass schon bestätigte Fahrten storniert werden. „Für Fahrer ist es manchmal lukrativer, Fahrgäste auf der Straße mitzunehmen und dann vorbestellte Fahrten zu kündigen“, erklärte Essl. Man versuche, die Stornierungsrate mit positiven Anreizen zu senken. Ob die Stornierungen mit der eigentlich herrschenden Beförderungspflicht konform gehen, ist unklar. „Das ist eine Grauzone“, sagt Kautzner.
Steigt der Fahrpreis ? analog zum Spritpreis?
Die derzeitigen Preise sind eine hohe Belastung für die Unternehmer. „Die Energiekrise spiegelt sich nicht im aktuellen Tarif wider“, sagt Alexander Mönch, General Manager des Anbieters Free Now. Zudem könne die Kostensteigerung beim Sprit nicht auf den Fahrgast umgewälzt werden, da es bei Fahrten von der Straße fixe Tarife gibt. Bei bestellten Fahrten – telefonisch oder via App – habe man hingegen die Preise angepasst. Hier gibt es ein Preisband, wo der Preis 20 Prozent über oder unter dem Tarif liegen darf. Laut Kautzner fahren allerdings viele am „unteren Limit, um wettbewerbsfähig zu bleiben“. Um die Branche zu entlasten, fordert er die Abzugsfähigkeit der Mineralölsteuer für Taxis.
Ist die Ausbildung
? noch zeitgemäß?
Die Lenkerprüfung steht immer wieder in der Kritik. Etwa, ob es wirklich eine Überprüfung der Ortskenntnisse braucht, wenn es doch Navis gibt. Ja, sagt Kautzner. „Was ist, wenn jemand einsteigt, der schnell zum nächsten Spital muss? Da muss man einfach sofort wissen, wo das ist.“Außerdem gebe es Sonderregelungen, die man kennen sollte, so Kautzner. So dürfen Taxler das Areal der Hofburg queren und müssen nicht den ganzen Ring entlang fahren.
Wann kann man endlich
? mit der Karte zahlen?
Das ist bereits jetzt gesetzlich vorgeschrieben. Im November 2020 wurde in der Landesbetriebsordnung der Stadt Wien geregelt, dass „Bezahlung zumindest mit Bankomatkarte möglich sein“muss. Sollte das nicht der Fall sein, können sich Kunden bei der Taxi-Innung melden – unter beschwerde. taxi@wkw.at. Am besten unter Angabe des Kennzeichens.
Wie sieht es aus
? mit dem Klimaschutz?
Derzeit betrage der Anteil an Elektrofahrzeugen unter einem Prozent, sagt Kautzner. Spätestens ab 2025 wird sich das ändern. Neuzugelassene Taxis dürfen dann nur noch elektrisch sein. Damit die Unternehmer den Umstieg finanziell schaffen, müsse es aber entsprechende Förderungen geben. In Hamburg gebe es diese, sagt Mönch. Dort wurden bereits 460 E-Taxis gefördert. „Die Fahrer von E-Taxis machen dort deutlich mehr Umsatz“. Auch in Österreich sei die aktive Nachfrage nach Eco-Taxis (das inkludiert auch Hybrid-Wägen) innerhalb eines Jahres knapp um das Vierfache gestiegen.
„Es kann zu erhöhten Wartezeiten kommen, da wir derzeit eine Auslastung wie sonst nur zu Silvester haben“ Leopold Kautzner Wiener Taxi-Obmann