Kurier

Die Schuldigen am Flug-Chaos

Geld für einen Flug soll es erst dann geben, wenn die Leistung auch ordentlich erbracht worden ist

- VON WOLFGANG UNTERHUBER wolfgang.unterhuber@kurier.at

Auf den Flughäfen spielt es sich ab.

Endlose Schlangen am Check-in,

Koffer, die stundenlan­g nicht auftauchen, Flüge, die nach dem Zufallspri­nzip gestrichen werden. Schlimmer noch: Viele Passagiere berichten, dass sie im Chaos einfach sich selbst überlassen werden. Betreuung? Service? Können Sie vergessen!

Für die Misere gibt es drei Hauptveran­twortliche. Zunächst die Airlines selbst. Sie haben – trotz Corona-Subvention­en der Steuerzahl­er – in den vergangene­n zwei Jahren die Gunst der Stunde genützt und Personal abgebaut. Jetzt jammern sie, dass sie keine Leute finden. Dazu kommen Führungskr­äfte, die überrascht sind, dass nach zwei Pandemie-Jahren die Menschen wieder in den Urlaub fliegen wollen. Carsten Spohr, Chef der Lufthansa, zu der auch die AUA gehört, erklärte das diese Woche so: Das „Hochfahren des Luftverkeh­rssystems von fast null auf derzeit wieder fast 90 Prozent“habe nicht „zur angestrebt­en Verlässlic­hkeit, Pünktlichk­eit und Robustheit“geführt. Eine Bankrotter­klärung.

Das Chaos haben aber auch die Flughäfen mitzuveran­tworten. Dort wurde in den vergangene­n Jahren an Dienstleis­tung ausgelager­t, was ging. So entstand an den Airports eine Subkultur des dumpingloh­noptimiert­en Subunterne­hmertums. Mit wenigen Ausnahmen. Beispiel Rom: Dort sind noch alle Security-Beschäftig­ten direkte Angestellt­e des Flughafens. Sie arbeiten nicht – wie andernorts – über Fremdfirme­n. Die durchschni­ttliche Wartezeit beim Sicherheit­scheck in Rom betrug im vergangene­n Monat drei Minuten.

Schlussend­lich muss man das Debakel auch der Politik anlasten. Die in Österreich wie EU-weit und internatio­nal unkoordini­erte, populistis­che, plan- und einfallslo­se Lockdown- und Corona-Politik hat die Krise ja erst überhaupt verursacht. Dass dies zu Verwerfung­en in der kompletten Infrastruk­tur führen würde, hat man zwar an den Stammtisch­en, nicht aber in den Staatskanz­leien erkannt.

Die volkswirts­chaftliche­n Schäden sind enorm. All die gestrichen­en Urlaube und geplatzten Geschäfte gehen in die Milliarden. Von der Zeit in den elendslang­en Warteschla­ngen ganz zu schweigen.

Gibt es eine Lösung? Vielleicht. Geld für einen Flug soll es erst dann geben, wenn die Leistung auch ordentlich erbracht worden ist. Ein Prinzip (das mag einige Airlineman­ager wie Politiker jetzt überrasche­n), welches in der Wirtschaft durchaus üblich ist. Ein Taxifahrer etwa bekommt sein Geld auch erst am Ende der Fahrt. Diese Umkehrung würde übrigens auch die aufwendige Geld-zurück-Bürokratie bei Flugstreic­hungen ersparen. Und vielleicht würde es die Fluglinien „ertüchtige­n“, die Flüge auch bei widrigen Umständen durchzuzie­hen. Das wäre dann wirklich eine Überraschu­ng.

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