Nehammer über Erdoğan-Treffen: „Es war ein Anfang“
Der türkische Staatschef lädt Kanzler zu einem Besuch in die Türkei ein
Madrid. „Ähnlich düster“wie er selbst beurteile der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Lage in der Ukraine, berichtete Kanzler Karl Nehammer Donnerstag Nacht. Am Rande des NATOGipfels in Madrid hatte Nehammer den türkischen Staatschef getroffen – die erste Zusammenkunft eines österreichischen Regierungschefs mit Erdoğan seit neun Jahren. Von einer totalen Entspannung der bis vor Kurzem höchst unterkühlten Beziehungen zwischen Wien und Ankara wollte der Kanzler gestern noch nicht sprechen. „Es war ein Anfang“, meint er, „ein Dialog beginnt, schauen wir mal, wo er hinführt“, sagte Nehammer über das Gespräch in
„freundlicher Atmosphäre“. „Er ist ein Patriot, ich bin ein Patriot, auf dieser Ebene haben wir uns in aller Offenheit und Klarheit verstanden.“So weit reichte schon die Verständigung, dass Nehammer von Erdoğan zu einem Besuch in die Türkei eingeladen wurde.
Das Tauwetter in den Beziehungen
zur Türkei habe er selbst in Gang gesetzt, schildert Nehammer: Vor dem Besuch des Kanzlers in Moskau hatte er das Gespräch gesucht mit Staatschefs, die den russischen Präsidenten Putin kennen und ihn einschätzen können. So sprach Nehammer mehrmals mit Serbiens Präsidenten Vucic, aber auch mit Politikern in Qatar und den Vereinigten Arabischen Emiraten – und eben auch mit dem türkischen Präsidenten.
Getreideblockade
Darob kam man einander näher. Nehammer hofft überdies auf die Verhandlungskraft Erdoğans, um bei der Auflösung der Getreideblockade in der Ukraine zu vermitteln.
Chancen für generelle Friedens-Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew sehen zum aktuellen Zeitpunkt aber weder Nehammer noch Erdoğan. „Diese russische Artilleriewalze, die sich jetzt Stück um Stück in die Ukraine eingräbt, ist verheerend“, sagt der Kanzler.