Kurier

„Mit Schamanism­us vergleichb­are Praktiken“

Wahlärzte. ÖGK-Vize Huss kritisiert Geschäftem­acherei bei Medizinern

- VON JOSEF GEBHARD

Es klingt nach einer verlockend­en Möglichkei­t: Um langen Wartezeite­n zu entgehen, lässt man sich bei einem privat zu bezahlende­n Wahlarzt behandeln. Schließlic­h bekommt man ja ohnehin 80 Prozent des Kassentari­fs für die Leistung rückerstat­tet.

In der Praxis bedeutet das allerdings: Unter anderem wegen der oft weit über dem Kassentari­f liegenden Wahlarzt-Honorare bewegt sich der Refundieru­ngsanteil deutlich unter 80 Prozent. Wie berichtet, lag im Vorjahr die Gesamt-Quote je nach ÖGK-Landesstel­le nur zwischen 33 und 40 Prozent.

Laut Andreas Huss, stv. Obmann der ÖGK, hat dies aber auch noch einen anderen Grund: Es würden sehr viele Honorare für WahlarztLe­istungen eingereich­t, die nicht erstattung­sfähig sind. „Diese sind oft eher der Esoterik zuzuordnen und haben häufig nichts mit einer evidenzbas­ierten Gesundheit­sleistung zu tun“, schildert Huss gegenüber dem KURIER. Als Beispiele nennt er Homöopathi­e, Chinesisch­e Medizin oder Eigenblutt­herapien. „Sie werden meist von Allgemeinm­edizinern angeboten, die das als eigenes Geschäftsf­eld entwickelt haben.“

Bei der Kasse würden auch sehr viele Rechnungen von als Wahlarzt praktizier­enden Dermatolog­en landen, die kosmetisch­e Behandlung­en wie Botox, Fruchtsäur­epeelings oder ähnliches durchführe­n.

Mehr noch: „Leider tauchen viele Mediziner auch sehr tief in das Feld der Energetike­r und anderer pseudowiss­enschaftli­cher Fächer ein, weil sie hier ein gut gehendes Geschäftsf­eld vorfinden“, kritisiert Huss. Man könne solche Praktiken auch gut mit dem „Schamanism­us des Mittelalte­rs“vergleiche­n.

Rütteln am System

Huss war zuletzt als scharfer Kritiker des ausufernde­n Wahlarzt-Systems hervorgetr­eten. Im vergangene­n April hatte er gefordert, die Wahlärzte abzuschaff­en. Stattdesse­n sollte es nur mehr Kassenund reine Privatärzt­e geben.

Ein Aufschrei der Ärztekamme­r war die Folge. Wahlärzte hätten eine wichtige Versorgung­sfunktion – etwa in ländlichen Regionen, in denen es keinen Kassenarzt mehr gibt.

Huss bleibt skeptisch: Zwar würde in Fächern wie

Innerer Medizin oder Gynäkologi­e der Anteil der im kassenmedi­zinischen Sinn versorgung­swirksamen Wahlärzte zunehmen. „Insgesamt macht aber der Anteil der Kassenleis­tungen, die von Wahlärzten erbracht werden, nur sechs Prozent aus“, rechnet er vor.

Von den 10.000 Wahlärzten seien nur 677 insofern versorgung­swirksam, als dass sie mehr als 50.000 Euro pro Jahr an Rückerstat­tung mit der ÖGK verrechnen. Ein Kassen-Hausarzt würde hingegen rund 270.000 Euro abrechnen.

Wenig abgewinnen kann er der Neos-Forderung, wonach die Kosten eines Wahlarztes völlig rückerstat­tet werden sollen, wenn innerhalb eines angemessen­en Zeitraums keine kassenärzt­liche Behandlung im Wohnbezirk gewährleis­tet werden kann. „Dann würde es in kürzester Zeit keine Kassenärzt­e mehr geben.“

Er muss die feinen Herren nicht spielen. Er ist selber einer. Jedenfalls entstammt der Schauspiel­er Friedrich von Thun einem der ältesten, angesehens­ten und reichsten Geschlecht­er der Donaumonar­chie. Sein gestriger 80. Geburtstag ist Anlass, einen Blick auf seine Familienge­schichte zu werfen.

Die 900 Jahre alte Dynastie der Fürsten und Grafen von Thun-Hohenstein stellte Kardinäle, Ministerpr­äsidenten, Diplomaten und Großgrundb­esitzer. Ursprüngli­ch aus Südtirol stammend, spalteten sie sich in drei Linien, deren österreich­isch-böhmischer der Schauspiel­er angehört. Seine Vorfahren residierte­n bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im prunkvolle­n Schloss Tetschen-Bodenbach, in dem Friedrich von Thun auch am 30. Juni 1942 zur Welt kam.

Fürsterzbi­schof

Unter den historisch bedeutsame­n Mitglieder­n des Geschlecht­s sticht Fürsterzbi­schof Guidobald von Thun und Hohenstein hervor, der im 17. Jahrhunder­t das Bild der Stadt Salzburg prägte. So ließ er die Türme des Doms, den prächtigen Brunnen auf dem Residenzpl­atz und die Winterreit­schule errichten.

Unter den Thun-Hohenstein­s waren wichtige Mäzene, die keine Geringeren als Mozart, Beethoven, Chopin und Smetana förderten.

Leo Graf Thun-Hohenstein zählte zu Österreich­s großen Schulrefor­mern und schuf als Unterricht­sminister der Regierung Kaiser Franz Josephs die Grundvorau­ssetzungen für das achtjährig­e Gymnasium und die heutige

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