Immer dem Stück und dem Autor verpflichtet
Der Grazer Regisseur Hans Hollmann starb mit 89 Jahren in seiner Wahlheimat Basel
Nachruf. Zuletzt hatte Hans Hollmann, 1933 in Graz geboren, noch in zwei Schweizer „Tatort“-Folgen mitgespielt, darunter 2020 in „Züri brännt“mit Roland Koch. In Erinnerung aber bleibt er als Regisseur, der sich stets dem Stück, dem Autor und speziell der österreichischen Theaterliteratur – von Nestroy über Elias Canetti bis zu Elfriede Jelinek und Peter Handke – verpflichtet fühlte.
Studiert hat Hollmann zunächst Jus. „Das war ein Brotstudium, für das ich immer dankbar war“, sagte er gegenüber der APA, „denn es hat mich die Klarheit des Denkens gelehrt.“Nach der Promotion 1956 ging er nach Wien, um das Max-Reinhardt-Seminar zu besuchen.
Er inszenierte viel am Theater in der Josefstadt, Bekanntheit erlangte er 1967 mit seiner Inszenierung von Ödön von Horváths „Italienischer Nacht“in Stuttgart. „Mit Horváth habe ich Karriere gemacht“, so Hollmann. Mit seinen modernen, niemals grellen oder provokanten Inszenierungen prägte er die Theater-Ästhetik 70er- und 80er-Jahre. Geradezu legendär wurde seine siebenstündige Inszenierung der „Letzten Tage der Menschheit“1974 an zwei Abenden in Basel, die er 1980 im Rahmen der Wiener Festwochen neu einstudierte – im Konzerthaus mit Helmuth Lohner, Peter Weck der und Paulus Manker (der seinen Karl-Kraus-Kraftakt derzeit in Berlin präsentiert).
In Basel war er dann Direktor – aber nur vier Jahre lang (bis 1978): Hollmann war danach „sehr froh, wieder frei zu sein, und habe es nie bereut“. Er inszenierte allerorts, oft am Burgtheater (etwa 1985 bei „Hamlet“mit Klaus Maria Brandauer), er wandte sich gerne dem Musiktheater zu – und brachte in Graz die dreiaktige Fassung von Alban Bergs „Lulu“zur Erstaufführung. Unter seinen weit über 150 Inszenierungen waren auch etliche Uraufführungen – etwa der Jelinek-Stücke „Clara S.“und „Krankheit oder Moderne Frauen“. Hollmann starb am 26. Juni in Basel.