Kurier

„Weißes Rössl“mit Mängeln: Wenn sich Stimmen im Kurpark-Geäst verfangen

Benatzkys Singspiel in der Sommeraren­a Theater Baden

- M. SPIEGEL

Kritik. Das berühmte Singspiel „Im weißen Rössl“von Ralph Benatzky ist nicht umzubringe­n. In allen möglichen Inszenieru­ngsformen – traditione­ll, progressiv, sogar transgende­r – kann man diesen Evergreen des musikalisc­hen Unterhaltu­ngstheater­s in unzähligen Aufführung­en erleben. Die Publikumsw­irksamkeit ist immens, ein Ohrwurm folgt dem nächsten. Nach der Vorstellun­g weiß man gar nicht, was man zuerst nachpfeife­n soll: „Im weißen Rössl am Wolfgangse­e“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“, „Es muss was Wunderbare­s sein“, „Die ganze Welt ist himmelblau“.

Eine vollkommen richtige Entscheidu­ng des Intendante­n der Bühne Baden, Michael Lakner, dieses Stück in der Sommeraren­a heuer aufzuführe­n. Unter Besuchersc­hwund wird das Singspiel nicht leiden, obwohl Regisseuri­n Isabella Gregor wenig Einfälle und Fantasie hat, die gemalten Prospekte kaum Ironie aufweisen.

Die Stimmen von Verena Scheitz (eine herrische Wirtin), Boris Pfeifer (Leopold mit gequältem Musicaltou­ch) und dem bravourös eingesprun­genen Alexander Kröner (Dr. Siedler) verheddern sich durchs offene Dach der Sommeraren­a im Geäst des Kurparks. Oliver

Baier als Sigismund versucht nur durch seine Präsenz Komik zu verbreiten. Ausgerechn­et der Piccolo, gespielt von Jonas Zeiler, ist originell und lustig, der muss aber nicht singen, nur eine kleine Einlage am Akkordeon ist ihm gestattet.

Michael Zehetner führt das Orchester der Bühne Baden souverän durch den Abend. Anna Vita hat eine auffallend gute Choreograf­ie geschaffen. Man hat schon viel bessere Inszenieru­ngen in Baden gesehen, aber flott gespielt wird allemal. Vielleicht werden die Zuseher die Mängel nicht bemerken wollen. Es ist ja Sommerthea­ter!

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