Lehrstunde in der Bienenuniversität
Spittelau. Mit Bienen bringen Studierende Schülern Naturverbundenheit näher
Im Hintergrund angenehmes Summen, vor einem erstreckt sich ein paradiesischer Garten wie im Bilderbuch. Neben ein paar Bienenstöcken befindet sich, umsäumt von Wildblumen, ein kleines Holzhaus. Dazwischen: Hobbyimker, die zufrieden ihrer Tätigkeit nachgehen.
Zufrieden sind sie deshalb, weil es dem Team des Bienengartens „Bee.Ed“der Uni Wien neben der Forschung am „Superorganismus“Biene um noch viel mehr geht: Auf 500 Quadratmetern werden Bienen zu Helfern bei der Vermittlung von Bildung. Denn: Bee.Ed steht für „be educated“(gebildet sein, Anm.). „Unser Anliegen ist es, bei Jung und Alt Interesse für die Natur zu wecken und gleichzeitig auf die globale Bedrohung durch das drohende Aussterben von Honigund Wildbienen aufmerksam zu machen“, sagt Michaela Panzenböck, Lektorin an der Uni Wien, durch das Netz ihres Imkerhuts. Würde es keine Bienen mehr geben, hätte das gravierende Folgen. „Zum Beispiel würde das Frühstück zwar aus Brot und Müsli bestehen, denn Getreide ist eine der wenigen Pflanzen, die durch Wind bestäubt wird“, sagt Imker Sigi Finkl. Das Müsli müsste man allerdings trocken essen, denn nicht einmal Milch gäbe es. Der Klee, ein wichtiges Nahrungsmittel der Kuh, würde ohne Bienen nicht existieren.
Auch die Besucher werden im Bienengarten der Uni Wien mit Imkergewand ausgerüstet
Erste Lehrerfahrung
Jährlich bietet das didaktische Projekt 15 Plätze für Lehramtstudierende, die sich ein Jahr lang um die Bienen kümmern und Schüler durch den Garten führen. Seite an Seite mit der Biene bringen sie den Schülern Naturverbundenheit näher.
Dabei sammeln die angehenden Lehrerinnen und Lehrer nicht nur erste Unterrichtserfahrung, sondern lernen auch, wie man Honigbienen in der Schule halten könnte und zusammen mit Schülern imkert. „Die Kinder staunen meist über die Waben“, sagt Studentin Miriam Körbl. Es sei einer der wenigen Kurse, in denen man mit Schülern interagiere. Auch im Sommer möchte sie die Bienen nicht alleine lassen: „Ich arbeite gerne mit ihnen. Und Wachstücher, Seifen oder Honig herzustellen, ist einfach supercool.“Nicht nur Miriam ist begeistert.
Jeder Bienenstock hat seinen eigenen Paten, der ihn betreut. Die jeweilige Königin bekommt sogar einen Namen,
Bienen an Schulen
Einige Wiener Schulen haben bereits eigene Bienenstöcke, zum Beispiel das Sacre-Coeur Wien am Rennweg
Schutz vor einem Stich
Dunkle Farben und bestimmte Düfte können die Tiere aggressiv machen. Darum: Gelb oder weiß tragen und auf Parfüm verzichten zum Beispiel „Queen oder „Wasabee“.
Elizabee“
Unterricht mal anders
Der Unterschied zu normalen Unterricht ist groß, doch das sei laut Projekt-Gründerin Andrea Möller auch gut so. „In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Biologieunterricht immer mehr zum Buchunterricht.“Das wolle sie ändern.
Die Nachfrage ist groß, doch um das Projekt auszuweiten, fehlt es noch an Mitarbeitern. „Bee.Ed“soll jedenfalls dafür sorgen, dass zukünftige Generationen achtsam mit Bienen umgehen – und auch weiterhin Müsli mit Milch essen können.