Krisenkommunikation in der ÖVP: Wo ist Ex-Bild-Chef Kai Diekmann?
Parteiinterne Kritik an der deutschen Berateragentur Story Machine. Ob Vertrag im Herbst verlängert wird, ist noch unklar
Es wurde im April heftig kritisiert: In der Delegation von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in die Ukraine war auch der ExBild-Chef und Mit-Inhaber der deutschen PR-Agentur Story Machine, Kai Diekmann. Danach postete Diekmann auf Twitter ein Bild mit Nehammer und den Brüdern Klitschko – für einen Kommunikationsberater eine eher ungewohnte Selbstdarstellung. Die Partei hatte seine Agentur Story Machine wenige Wochen zuvor engagiert.
Rund um aktuelle Kanzler-Ablöse-Gerüchte durch den Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und schlechte ÖVP-Umfragewerte tauchte in der Partei nun sofort die Frage auf, wer den Kanzler berät? Und was tun die Zampanos der deutschen PRAgentur rund um Kai Diekmann und Ex-Stern-OnlineChef Philipp Jessen? Waren diese nicht für die Krisenkommunikation geholt worden?
Als die Skandalmeldungen über die ÖVP fast Alltag geworden waren und der ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss nahte, war Story Machine im Frühjahr vom Parlamentsklub und von der Bundespartei
engagiert worden.
Für die Performance im U-Ausschuss arbeitete der ÖVP-Klub mit deren Krisenkommunikator Georg Streiter zusammen. Streiter war Vize-Pressesprecher der deutschen Alt-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenpolitik-Ressortleiter der BildZeitung. Er sollte die VP-Fraktionsmitglieder im Hinblick auf den U-Ausschuss kommunikativ krisenfest machen und briefen. Es soll dann aber nur VP-Fraktionsführer Andreas Hanger die Dienste Streiters beansprucht haben. Mit anderen Fraktionsmitgliedern soll er hingegen kaum in Kontakt gestanden sein. Hanger sagt gegenüber dem KURIER, dass Streiter „den Blick von Außen hatte“.
Er wäre mit dessen Arbeit zufrieden gewesen. Ansonsten hört man aus dem Klub allerdings wenig Positives.
Der Vertrag auf Klub-Ebene mit Story Machine bleibt trotzdem aufrecht. Streiter wird bei der Wiederaufnahme des U-Ausschusses nach der Sommerpause wieder die ÖVP-Fraktion beraten. Aus dem Klub heißt es offiziell: „Streiter ist im Herbst wieder dabei“. Die Zusammenarbeit soll aber im Oktober evaluiert werden.
Aufgaben unklar
Auch auf Ebene der BundesÖVP gibt es noch einen aufrechten Vertrag mit der Firma Story Machine. Zufrieden ist man aber in der Wiener Lichtenfelsgasse nicht. Von mehreren Seiten der ÖVP hört man: „Der Output von Story Machine ist gering“. Zudem scheint auch parteiintern nicht ganz klar zu sein, was genau die Aufgabe der Agentur ist. Aber: „Wir haben einen Beratervertrag.“
Auch abseits von Story Machine wird die Krisenkommunikation in der Partei infrage gestellt. Fix ist, seine engste Beraterin ist Gattin Katharina Nehammer – zum Missfallen einiger türkisschwarzer Landesorganisationen. Gerüchte, wonach der Kommunikationskopf von ExKanzler Kurz, Gerald Fleischmann, zum engen Kreis zähle, wird aus dessen Umfeld dementiert. Er werde aber immer wieder um Rat gefragt.