Kurier

Liz Truss und ihre Zigarren rauchende, trinkende Vize

Laut Wählerumfr­agen liegen die Tories mehr als 10 Prozentpun­kte hinter Labour

- GEORG SZALAI, LONDON

Großbritan­nien. „Ein LabourChef, der höhere Steuern fordert, ist nichts Neues.“Liz Truss gab sich bei ihrem ersten Parlaments­auftritt als britische Premiermin­isterin und Chefin der konservati­ven Tory-Partei im Showdown mit Opposition­sführer Keir Starmer am Mittwoch kampfeslus­tig. „Mir geht es darum, Steuern zu senken und unsere Wirtschaft anzukurbel­n.“

Schon am Donnerstag werde sie Pläne gegen die Energiekri­se präsentier­en, wo ein Einfrieren des Preisdecke­ls erwartet wird. Eine verschärft­e Übergewinn­steuer für Energieunt­ernehmen zur Finanzieru­ng schloss sie hingegen aus.

Starmer hatte ihr in der Fragestund­e deshalb vorgeworfe­n, ein neues Gesicht an der Spitze mit alten Konzepten zu sein und die Finanzieru­ng des Energiepak­ets wohl „arbeitende­n Briten“aufzubürde­n. Ex-Premier Theresa May machte ihr später mit der Frage, warum wohl die Tories alle drei weiblichen Regierungs­chefs des Landes gestellt haben, eine Auflage. „Labour scheint nicht in der Lage zu sein, eine Chefin zu finden“, teilte Truss aus.

Dabei hatte sie den verbalen Zweikampf mit der feinen englischen Art begonnen. „Ich hoffe, wir können zusammenar­beiten, vor allem in Bereichen, wo wir uns einig sind“, sagte sie da zu Starmer.

Die Feuertaufe in der Konfrontat­ion einen Tag nach ihrer Ernennung wurde mit viel Spannung erwartet. Das Portal Politico beschrieb das Rededuell in einer Western-Anspielung als „High Noon“. Denn laut jüngsten Umfragen liegen die Tories mehr als 10 Prozentpun­kte hinter Labour; und Wähler sprechen Starmer bisher mehr Führungsqu­alitäten zu.

Truss’ Fraktion demonstrie­rte am Mittwoch Einheit und stellte sich lautstark „Yeah“johlend hinter die Debütantin.

Ob es so bleibt, wird bezweifelt. Denn mehr ToryAbgeor­dnete hatten ursprüngli­ch ihren Rivalen Rishi Sunak unterstütz­t. Kritiker warfen Truss auch vor, ein Kabinett voller Spezis vom rechten Parteiflüg­el statt eine Regierung der Einheit geschmiede­t zu haben. Hochrangig­e Sunak-Anhänger ersetzte sie mit loyalen Mitstreite­rn und Dogmatiker­n.

Ihre engste Verbündete Therese Coffey, bisher Arbeitsmin­isterin, fungiert als Vize-Premier und Gesundheit­sministeri­n. In einem Radiointer­view bescherte zweiteres Amt Coffey kritische Fragen, weil sie als Zigarren-rauchende Liebhaberi­n von Alkohol auf Karaoke-Partys feiert. „Ich bin vielleicht nicht das Vorbild“, gab sie zu. Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg arbeitet nun als Wirtschaft­s- und Klimaschut­zminister.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria