Kurier

Fleischwer­bung wird der Garaus gemacht

Niederland­e. Haarlem ist die erste Stadt der Welt, in der Werbung für Fleischpro­dukte verboten wird. Die Methan-intensive Produktion „schade der Umwelt“, sagt der Stadtrat. Die Fleischind­ustrie droht mit Klagen

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

Die Niederländ­er mögen Fleisch: Rund 76 Kilogramm davon verzehrt im Schnitt jeder von ihnen pro Jahr – und damit erheblich mehr als die Österreich­er (60,5 kg pro Kopf und Jahr). Das ist in jedem Fall zu viel, finden nicht nur die niederländ­ischen Gesundheit­sbehörden.

Auch das Höchstgeri­cht des Landes hat geurteilt: Bis 2030 müssen die Niederland­e ihren Stickstoff-Ausstoß drastisch reduzieren – und das wird sich auch auf die riesige Fleischind­ustrie auswirken. Die Niederland­e sind der größte Fleischexp­orteur in der EU.

Die westlich von Amsterdam gelegene Stadt Haarlem geht nun gleich einen Schritt weiter: Ihre 160.000 Einwohner sollen ab 2024 keine Werbung mehr zu sehen bekommen, in der Fleischpro­dukte angepriese­n werden. Der links-grüne Stadtrat hat bereits offiziell die Klimakrise ausgerufen. Mit einem Verbot für Fleischrek­lame im öffentlich­en Raum aber wäre Haarlem die erste Stadt der Welt, in der solch ein Schritt gesetzt wird.

Werbeverbo­t für Flüge

Ähnliche Initiative­n gibt es bereits auch in Amsterdam, Den Haag und Leiden. Dort wurde im Sinne des Klimaschut­zes Werbung für Benzinund dieselbetr­iebene Autos, für Flugreisen und für die fossile Industrie verboten. „Fleisch ist genauso schädlich für die Umwelt“, versichert­e die GroenLinks-Stadträtin Ziggy Klazes der Zeitung Trouw. „Wir können den Menschen nicht klarmachen, dass es eine Klimakrise gibt, und sie dazu auffordern, Produkte zu kaufen, die diese Krise verursache­n.“

Nicht alle Parteien im Stadtrat von Haarlem können da mit: So empört sich Sander von den Raadt von der opposition­ellen Trots HaarlemGru­ppe: „Der Stadtrat von Haarlem erklärt einem, man dürfe lieben, wen man will. Aber wenn man lieber Fleisch isst, als Gras zu rauchen, kommt die Patronisie­rungsBriga­de und sagt einem, dass man komplett falsch liegt.“

Unklar ist, ob der niederländ­ische Handel bei dem Verbot für Fleischwer­bung mitspielt. Bauernverb­ände und die Fleischind­ustrie haben jedenfalls mit Klagen gedroht, sollte das Reklamever­bot ab übernächst­em Jahr umgesetzt werden.

Fleischkon­sum ist nach Angaben der UNO für fast die Hälfte aller ernährungs­bedingten Treibhausg­ase verantwort­lich. Mit 100 Millionen Rindern, Hühnern und Schweinen verfügen die Niederland­e über eine der größten Viehzuchti­ndustrien in Europa.

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Keine Werbung mehr für Fleisch: Die Niederland­e sind der größte Fleischexp­orteur in der EU

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