Das Erfolgsrezept aus dem Jungbrunnen
In wenigen Wochen von der zweiten Liga in die Champions League: Dijon Kameri (18) ist der jüngste Beleg, dass der Weg des Meisters funktioniert. Auch wenn es für heimische Talente immer schwieriger wird
„Für immer jung“, wollten einst schon Wolfgang Ambros und André Heller in Anlehnung an den Bob-Dylan-Klassiker bleiben. Und genau diesem Motto hat sich auch Salzburg seit Jahren verschrieben. Mit dem 1:1 beim Champions-League-Auftakt gegen AC Milan hat der österreichische Serienmeister nicht nur eine Punktlandung in Sachen Formaufbau hingelegt – Salzburg hat einmal mehr bewiesen, dass der eingeschlagene Weg erfolgreich ist, auch auf höchster internationaler Ebene. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Der beste Beweis dafür ist Dijon Kameri, der gegen Milan sein Debüt in der Königsklasse feierte. Der 18-Jährige legte in den letzten Wochen einen kometenhaften Aufstieg hin. Am 12. August stand er noch für Kooperationsklub Liefering in der zweiten Liga beim 1:1 gegen die Vienna auf dem Feld. Weil sich Luka Sucic verletzte, bekam er eine Chance bei den Profis. Zuerst in der Bundesliga, dann auch in der Champions League. Kameri schaffte es in nur gut drei Wochen von der zweiten Liga in die Königsklasse.
Traum erfüllt
Und auch im Konzert der Großen geigte der Teenager im zentralen Mittelfeld, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte. „Ein Traum – ich habe es richtig genossen“, strahlte er nach dem Schlusspfiff. „Ich denke, ich habe es ganz gut gemacht.“Mit Trainer Matthias Jaissle hat der Aufsteiger jedenfalls einen großen Fan. „Da geht einem das Herz auf “, sagte der Deutsche. „Ich kenne ihn schon seit der U 18, als er hier seine ersten Berührungspunkte hatte. Er hat damals schon gezeigt, was er für ein feiner Kicker ist.“
Kameri hat seine Chance genutzt. Das ist insofern bemerkenswert, da es für österreichische Talente immer schwieriger wird, bei Salzburg Fuß zu fassen. Kameri hat seine Karriere bei Liefering begonnen, sich Schritt für Schritt hochgearbeitet und den Sprung über die Akademie zu den Profis geschafft. Gleiches gilt für Nicolas Seiwald. Der 21-Jährige hat im Vorjahr seinen Durchbruch geschafft, ist seither nicht mehr wegzudenken aus der Salzburger Mannschaft und hat auch schon im ÖFB-Nationalteam überzeugt. Seiwald wiederum nennt Xaver Schlager immer wieder als Vorbild. Der mittlerweile 24Jährige ist ebenfalls ein Salzburger Eigengewächs und spielt inzwischen seit 2019 in der deutschen Bundesliga.
Survival of the fittest
Allerdings wird es immer schwieriger, als Einheimischer in Salzburg den Durchbruch zu schaffen. Der Grund: Salzburg holt früh die besten Talente des Landes. Mit 16 werden dann europäische Nachwuchshoffnungen verpflichtet, wie vor einigen Jahren Benjamin Sesko. Es folgen die Talente aus Afrika. Salzburg hat sich in eine Position gebracht, dass die besten Talente lieber in den Bullenstall wechseln als gleich zu einem absoluten Topklub wie
Manchester City. Aktuelles Beispiel: An Lucas GournaDouath war halb Europa interessiert. Salzburg ist das perfekte Sprungbrett für eine Top-Karriere – siehe Haaland.
Es ist nicht leicht für die jungen Österreicher. Umso bemerkenswerter die Leistung von Kameri. Sein langjähriger Mitspieler in der Salzburger Jugend, Marco Rottensteiner, hat es nicht ganz geschafft. Er versucht jetzt sein Glück im Frankfurter Nachwuchs.
Salzburg wird das vom eingeschlagenen Weg nicht abbringen. Denn wie sangen schon Wolfgang Ambros und André Heller? „Wann du wüst, bleibst immer jung.“