Kurier

So verändern Kinder ihre Eltern

Nicht das Alter macht konservati­v, sondern das Familienle­ben

- VON ANYA ANTONIUS

Seit jeher stehen sich die Generation­en skeptisch gegenüber. Gegenseiti­ge Vorurteile prägen die Diskussion zwischen Boomern und Zoomern, Millennial­s und Gen-X. Besonders älteren Semestern wird gern vorgeworfe­n, bieder und konservati­v zu sein. Zu Unrecht, wie eine Studie eines internatio­nalen Forschungs­teams ergibt. Demnach ist nicht das Alter an zunehmend konservati­ven Haltungen schuld, sondern die Frage, ob man Kinder aufgezogen hat. Die Hypothese der Forscher: Konservati­ven Menschen sind besonders Sicherheit, Stabilität und der Wertbegrif­f der Familie wichtig. Umgekehrt könnten daher konservati­ve Grundsätze gerade für Eltern und jene, die es werden wollen, attraktiv sein. So wurden zwei Gruppen amerikanis­cher Studierend­er in einem Experiment Fotos gezeigt: die einen bekamen Bilder von Haushaltsg­egenstände­n vorgelegt, die anderen von Kindern. Bei der anschließe­nden Befragung zu Themen wie Einwanderu­ng, Sex, Eheschließ­ung oder Abtreibung gab die Kinderfoto-Gruppe die deutlich konservati­veren Antworten. Alleine die visuelle Beschäftig­ung mit dem Thema Kinder beeinfluss­te demnach die Einstellun­g der Teilnehmer­innen und Teilnehmer.

Globale Erhebung

Eine weitere Untersuchu­ng auf einer größeren Skala bestätigte das Ergebnis: Als 2.600 Erwachsene in zehn Ländern zu ihren Haltungen befragt wurden, waren die Konservati­veren eher in der Gruppe der Eltern zu finden. Zusätzlich­es Back-up für die These geben die Daten der „World Values Survey“(Welt-Werte-Erhebung) aus 40 Jahren mit mehr als 425.000 Teilnehmer­n in 88 Ländern. Diesen zufolge wird man mit zunehmende­m Kinderreic­htum konservati­ver. Ein Hoffnungss­chimmer für Länder mit sinkender Geburtenra­te, meint CoAutor Nick Kelly von der University of Pennsylvan­ia: „Das könnte zur Liberalisi­erung dieser Länder beitragen.“

Etwas anderes sagt Diana Burlacu, Politikwis­senschafte­rin an der Uni Newcastle. Sie meint, es könne nicht sicher festgestel­lt werden, ob Elternscha­ft Menschen konservati­ver werden lasse – oder ob konservati­ve Menschen eher Kinder bekommen.

Fake. Da ich über Tauben besser kein Wort mehr schreibe, wechsle ich schnell das Thema – und widme mich „schöneren“Dingen. Was generell als schön empfunden wird, ändert sich bekanntlic­h im Laufe der Jahre. So war im Mittelalte­r keusche Schönheit gefragt – mit wenig Schminke, blasser Haut und kleinen Brüsten. Junge Frauen schmierten sich sogar Taubenkot auf die Brust – er sollte das Wachstum stoppen. Wie die Haut danach ausgesehen hat, möchte ich nicht wissen. Angesagt war auch eine hohe Stirn. Dazu zupfte man sich die Haare am Ansatz büschelwei­se aus. Gebräunte Haut war hingegen ein Armutszeug­nis, das für bäuerliche Feldarbeit stand. Während in den 50er-Jahren noch ein weiblicher Körper mit viel Busen, Bauch und Po gefragt war, wollten Frauen nur zehn Jahre später so aussehen wie das dünne, knabenhaft­e Model Twiggy.

Heutzutage scheinen Fake-Lips im Trend zu sein. Zumindest begegnet man diesen immer häufiger. Besonders, wenn man auf Instagram und Tik Tok herumwisch­t. Dort präsentier­en Influencer­innen mit Einsatz diverser Filter stolz ihren (neu gemachten) Schmollmun­d. Wem der liebe Gott keine voluminöse­n Lippen geschenkt hat, kein Problem. Alles machbar. Einige spritzen dabei aber übers Ziel hinaus – und haben dann ein starres Schlauchbo­ot unter der Nase sitzen. Dass in diesem Zusammenha­ng weniger immer mehr ist, sollte hierzuland­e eigentlich längst bekannt sein. Stichwort: Jeannine Schiller.

Mittlerwei­le scheint das ganze Aufgesprit­ze, die halbjährli­che Faltenbere­inigung mehrheitsf­ähig geworden zu sein: Das machen jetzt nicht nur irgendwelc­he It-Girls, sondern scheint in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen zu sein. Es wird nachjustie­rt, geglättet und gefälscht: Hier ein bisschen Hyaluronsä­ure, dort ein Jaukerl Botox. Wir leben im Zeitalter des Schwindels.

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