Warum Diesel um bis zu 30 Cent teurer ist als Superbenzin
Im Oktober könnten die Spritpreise sogar wieder auf über zwei Euro steigen
Der Ölpreis ist niedrig wie lange nicht mehr, doch Diesel ist immer noch um 20 bis 30 Cent pro Liter teurer als Benzin. Woher kommt das? „Nicht nur Österreich, ganz Europa ist ein Dieselimporteur“, sagt Martin Grasslober, Verkehrswirtschaftsexperte des ÖAMTC. Die Nachfrage ist hoch, das Angebot beschränkt.
Dazu kämen Produktionseinschränkungen in der Raffinerie Schwechat nach der Explosion im Juni. Auch das Niedrigwasser am Rhein erschwere derzeit Dieselimporte. In Österreich wird besonders viel Diesel verbraucht. Von zehn Milliarden Litern jährlich verbrauchtem Sprit entfallen acht Milliarden auf Diesel und zwei Milliarden auf Benzin.
Grasslober kritisiert, dass die Preisgebarung an der Börse in Rotterdam für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sei. Gleichzeitig würden diese Preise für Benzin und Diesel aber als Referenzpreise für ganz Europa gelten und selbige in die Höhe treiben, glaubt Grasslober. Eine Handvoll europäischer Wettbewerbsbehörden, darunter auch die österreichische, hätten bereits der EU empfohlen, diesen Missstand zu ändern.
Heizöl statt Gas
Zusätzlich wird die Lage dadurch verschärft, dass wegen der fehlenden Mengen aus Russland und der Gasknappheit viele Unternehmen Heizöl statt Gas verwenden, sagt Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbands der Mineralölindustrie. Wegen der „herausfordernden Gesamtsituation am Markt ist die
Verfügbarkeit von Diesel im Moment beschränkt“, sagt Doloszeski. Fallweise könne es im Tankstellennetzwerk zu Lieferengpässen kommen – wie es in Niederösterreich und Oberösterreich bereits geschehen ist.
Zu allem Überdruss dräut im Herbst noch ein anderes Problem. Mit dem Start der CO2-Bepreisung am 1. Oktober könnten die Spritpreise wieder an der Zwei-Euro-Schwelle kratzen – zumindest, wenn man von den derzeitigen Preisen ausgeht, warnt der ÖAMTC.