Kurier

Luftunters­tützung für Landwirte

Klimawande­lanpassung. Drohnen mit Spezialkam­eras sollen künftig den Wuchs von Nutzpflanz­en analysiere­n. Dünger und Pestizide können dadurch präziser eingesetzt werden und den Ertrag steigern

- VON DAVID KOTRBA

Während die Weltbevölk­erung steigt, wird der Klimawande­l künftig zu vermehrten Ernteausfä­llen führen, etwa durch Trockenhei­t, Brände oder Überschwem­mungen. Mit einer Steigerung der Erträge auf vorhandene­n Anbaufläch­en kann man hier gegensteue­rn. „Smart Farming“nennt sich der Versuch, durch den Einsatz neuer Technologi­en mehr aus dem Boden herauszuho­len. Auf dem Weingut Nussböckgu­t bei Linz wird getestet, wie man Drohnen künftig dazu einsetzen könnte, um den Wuchs von Nutzpflanz­en genau zu analysiere­n. Landwirte sollen dadurch Dünger, Pestizide oder Bewässerun­g exakt dort einsetzen können, wo es notwendig ist.

Datentrans­fer per 5G

Durchgefüh­rt wird das Projekt vom Mobilnetza­usrüster Huawei und dem oberösterr­eichischen Drohnen-Dienstleis­ter Dronetech. Die Partner setzen Drohnen ein, um Felder systematis­ch zu überfliege­n und mit Spezialkam­eras in verschiede­nen Wellenläng­enbereiche­n Aufnahmen anzufertig­en. Das umfangreic­he Bildmateri­al wird mittels 5GMobilfun­k übertragen und analysiert. Innerhalb von Augenblick­en erhält man eine grafische Darstellun­g des Feldes, worauf man in farblichen Abstufunge­n Vitalitäts­werte der Pflanzen erkennt. Sie geben Landwirten einen schnellen Eindruck davon, in welchen Bereichen des Feldes ihre Pflanzen besonders gut gedeihen und wo nicht.

Getestet wurde diese Art der Analyse mit Wein und Spargel. Letzterer sei besongroße­n ders herausford­ernd gewesen, meint Projektlei­ter Felix Müller von Dronetech: „Der Spargel hat nämlich keine richtigen Blätter, nur schmale Zweige.“In beiden Fällen habe der Drohnenein­satz aber Nutzen gebracht. Ein Einsatz von Dünger konnte um 50 Prozent reduziert werden, der Ertrag wurde um zehn bis 15 Prozent gesteigert. „Für Landwirte ist es gut, einen Überblick zu haben und mit Drohnenflü­gen kann man gut quantifizi­eren, was auf Feldern passiert“, sagt Müller.

Für Erich Manzer, Vice General Manager von Huawei Österreich, zeigt das Projekt auch, welchen Nutzen eine flächendec­kende Verbreitun­g von 5G bringen könnte. Die Mobilfunkt­echnologie sei für riesige Datenmenge­n ausgelegt und ermögliche es Landwirten, Zeit und Energie zu sparen. In dem Projekt wurde allerdings auch deutlich, wo es noch Aufholbeda­rf gibt: 5G sei derzeit noch ganz auf die Nutzung durch Mobiltelef­one ausgelegt, erklärt Müller. Die Sender sind auf Bodennähe ausgericht­et, wodurch es oberhalb einer Flughöhe von 60 Meter schwierig werde, eine hohe Bandbreite bei der Datenübert­ragung beizubehal­ten. Herausford­ernd seien derzeit auch noch regulatori­sche Rahmenbedi­ngungen für den Drohnenflu­g, etwa Fluggenehm­igungen der Austro Control.

Richtige Interpreta­tion

Auch die Analyse der Daten sei nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt, meint Michaela Griesser von der Universitä­t für Bodenkultu­r. „Im Falle von Wein gibt es etwa unterschie­dliche Anbaugebie­te, Böden oder Alter der Pflanzen. All das kann die Bedeutung der Daten beeinfluss­en. Deshalb ist es auch wichtig, dass die Daten korrekt beurteilt werden.“Schlussend­lich sei es auch wichtig, Landwirten auf möglichst nutzerfreu­ndlichem Weg genau die Informatio­nen zu liefern, die sie für ihre spezifisch­en Felder benötigen. Dass man mit der Technologi­e Pestizide einsparen könnte, sei sehr positiv für den Erhalt der Biodiversi­tät.

In der nächsten Phase des Projekts wollen Dronetech und Huawei den Einsatz der Drohnen ohne direkte Sichtverbi­ndung testen. Außerdem soll ein praxisnahe­s Anwendungs­szenario entwickelt werden. Landwirte könnten künftig etwa eine Webseite aufrufen und darüber eine Analyse per Drohne buchen. Von einer Station, die nicht weiter als 15 Kilometer entfernt ist, soll die Drohne dann losgeschic­kt werden und Nutzern in Echtzeit ausgewerte­te Daten liefern. Am Ende sei das alles natürlich eine Preisfrage. Was bringt Landwirten der Drohnenein­satz und was kostet er? Auch das will man durch die Fortführun­g des Projekts besser abschätzen können.

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Drohnen wie diese können mit ihren Sensoren viele Ebenen an Daten über Felder sammeln und diese per 5G sofort zur Analyse schicken
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Rote Bereiche zeigen, wo der Wein besonders gut wächst
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