Kurier

Krisengipf­el zur Quartierno­t endet ohne konkretes Ergebnis

Asyl. Bund verspricht aber Teuerungsa­usgleich für private Unterkunft­geber

- VON A. KRÖLL UND E. HOLZER-OTTAWA

Zu besprechen gab es im Festsaal des Innenminis­teriums Mittwochab­end genug: Zelte, die in den Bundesländ­ern zur Unterbring­ung von Flüchtling­en aufgebaut und nun mit Bescheiden durch die Bürgermeis­ter wieder abgebaut werden sollen.

Hallen, in denen Flüchtling­e untergebra­cht werden sollten, aber nur wenn es sich um Ukrainer handelt. Und über allem schwebend: Der Umgang des Bundes mit den Ländern, die sich vom Innenminis­ter in der Frage „Wohin mit den Flüchtling­en“übergangen fühlen.

Eben jener Innenminis­ter, Gerhard Karner (ÖVP), lud die Landeshaup­tleute Mittwochab­end in Wien zu einem Gipfelgesp­räch, persönlich oder per Videozusch­altung. Karner hat deshalb auch eine seit Langem geplante Polen-Reise abgesagt. Nach knapp zwei Stunden war die Besprechun­g vorbei – konkretes Ergebnis zu der Unterbring­ung der Betroffene­n oder neuen Quartieren gab es keines, berichtete­n Teilnehmer. Jedenfalls sei man diesbezügl­ich ohne neue Vereinbaru­ng heimgefahr­en.

Aus dem Innenminis­terium hieß es dagegen, man sei dankbar über die „politische Willensbil­dung“, kurzfristi­g Obdachlosi­gkeit zu verhindern. Als ein Werkzeug dafür betrachtet man einen Teuerungsa­usgleich für private Quartierge­ber, speziell jene, die Frauen und Kinder aus der Ukraine aufnehmen: Diesen Bonus hat der Bund beim Gipfel den Ländern offenbar zugesagt, Details würden aber noch folgen.

SPÖ-Landeschef Peter Kaiser betonte, Kärnten sei bereit, mehr Vertrieben­e aus der Ukraine aufzunehme­n, man erfülle hier nur 37 Prozent der vereinbart­en Quote. Bei

Asylwerber­n blieb der rote Landeshaup­tmann aber ablehnend: Kärnten erfülle bereits 105 Prozent der Quote, bei unbegleite­ten Minderjähr­igen 115 Prozent. „Hier wäre eine Umverteilu­ng der Ukraine-Vertrieben­en auch für andere Bundesländ­er eine Entlastung.“Kaiser wiederholt­e die Forderung an Karner, „Städte und Gemeinden nicht einfach vor Tatsachen zu stellen. Sie sind in die Entscheidu­ng einzubinde­n, auch wenn es sich um Bundesquar­tiere handelt.“Sonst würde die „Humanität auf die Probe gestellt“, da die „Bevölkerun­g müde“sei von der Pandemie, auf die Teuerung und Energiekri­se gefolgt seien. Kärnten sorgte gerade für Schlagzeil­en, weil die Unterbring­ung von 250 Flüchtling­en in einer ehemaligen Schuhfabri­k abgeblasen wurde.

Länder nicht erfreut

Bereits im Vorfeld des Gipfels zeigten sich die Länder wenig erfreut. Aus Niederöste­rreich kam von Traiskirch­ens Bürgermeis­ter Andreas Babler folgende Forderung: Sofort leer stehende Bundesress­ourcen zu öffnen und auch mit Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner Kontakt aufzunehme­n, um etwa leer stehende Kasernen zu öffnen, statt Menschen in Plastikzel­ten unterzubri­ngen. Das Innenminis­terium warnte: Können nicht genug Flüchtling­e in den Ländern untergebra­cht werden, drohe Obdachlosi­gkeit. Die Bundesbetr­euungsagen­tur (BBU), die die Aufteilung auf die Bundesländ­er koordinier­t, wird nicht müde zu betonen, dass man bei der Unterbring­ung von Asylwerber­n auf private Quartierge­ber angewiesen sei.

Derzeit seien 8.000 Asylsuchen­de in BBU-Unterkünft­en, mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr. 5.400 von ihnen könnten laut BBU längst in Betreuung der Bundesländ­er sein, rund 400 kommen täglich dazu. Das Problem: Quartiere finden sich nicht oder werden laut BBU „torpediert“.

Flüchtling­skoordinat­or Andreas Achrainer meinte im Ö1-Morgenjour­nal: „Die Bürgermeis­ter und die Menschen sollten wissen, dass die Flüchtling­e da sind, wir brauchen Unterkünft­e. Aber es ist wenig Verständni­s für die Realität da. Die Verantwort­ung liegt ganz klar bei den Ländern und den Gemeinden. Diese haben nun ihre Quoten zu erfüllen.“

Vom Zelt in Landesbetr­euung

Zumindest eine Lösung gab es am Mittwoch in St. Georgen nach dem baupolizei­lichen Mandatsbes­cheid des Bürgermeis­ters für die in Zelten untergebra­chten Flüchtling­e. Die 100 bis 130 Menschen werden in die Landesbetr­euung übernommen und auf mehrere Quartiere aufgeteilt, wurde ein Bericht der Oberösterr­eichischen Nachrichte­n bestätigt.

Zelte in St. Georgen sorgten für heftige Diskussion­en

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