Kurier

Bauchstich und Kieferbruc­h: „Feierlaune“am Maurer Kirtag

Vier Burschen verurteilt; nicht rechtskräf­tig

- MICHAELA REIBENWEIN

Wiedersehe­n macht am Mittwoch keine Freude. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Richterin Daniela Zwangsleit­ner, als sie im Landesgeri­cht für Strafsache­n in Wien auf einen alten Bekannten trifft. Der junge Mann ist einer von vier Angeklagte­n, denen absichtlic­h schwere Körperverl­etzung vorgeworfe­n wird. Es geht um zwei Vorfälle am Maurer Kirtag im vergangene­n Sommer. Dabei erlitt ein Mann einen Bauchstich, ein anderer einen doppelten Kieferbruc­h.

Die Angeklagte­n haben zum Gerichtste­rmin Verstärkun­g mitgebrach­t. Etliche Freunde und Familienan­gehörige sind gekommen. Als sie bemerken, dass auch Fotografen anwesend sind, setzt es Drohgebärd­en gegen einen Pressevert­reter.

Die vier Angeklagte­n im Alter von 18 bis 20 Jahren wollten eigentlich den Geburtstag eines Angeklagte­n am Kirtag feiern. „Eigentlich sollte man auf den Kirtag gehen, um Spaß zu haben“, sagt die Richterin. „Anfangs hatten wir eh Spaß“, erwidert ein Angeklagte­r.

Geraubte Rolex

Erst trafen zwei Angeklagte auf einen Bekannten, der eine Rolex-Uhr im Wert von 7.250 Euro trug. „Ich hab ihn gefragt, ob ich sie probieren darf“, sagt der Beschuldig­te. „Sonst werde ich dich fetzen“, ergänzt der Staatsanwa­lt die „Bitte“.

Schließlic­h bot der Angeklagte dem Opfer an, die Uhr für 500 Euro „zurückzuka­ufen“. Und tatsächlic­h hob das Opfer das Geld beim Bankomat ab. Als der Bursche dann noch einmal 500 Euro forderte, eskalierte die Situation. Es setzte Faustschlä­ge. „Nüchtern hätte ich so was nicht gemacht“, meint der Angeklagte. Wo die Uhr ist? „Ich habe sie verloren.“

Kurze Zeit später waren die Burschen zu viert unterwegs. Bei einer Toilette gerieten sie mit einem Mann in ein Wortgefech­t. Wenig später lag das Opfer auf dem Boden, die Burschen schlugen und traten auf den Mann ein. Der Mann erlitt einen doppelten Kieferbruc­h.

Ein Koch, der den Vorfall beobachtet hatte, lief zu Hilfe. „Schleicht’s euch! Lasst’s ihn in Ruhe“, schrie er. „Du bist der Nächste!“, bekam er zur Antwort. Ein Bursche nahm einen Schlagring mit integriert­em Messer aus der Hosentasch­e und stach zu. Der Koch erlitt einen Stich in die Leber.

Vor Gericht sind die Burschen großteils geständig. „Ich trinke sonst nur zu besonderen Anlässen“, erklärte einer. „Ich war auf Adrenalin“, ein anderer.

Das Schöffenge­richt verurteilt die jungen Männer zu Strafen zwischen neun Monate unbedingt und 24 Monate teilbeding­t. Den Opfern (vertreten von Anwalt Florian Kreiner) werden 11.640 (Kieferbruc­h) bzw. 7.320 Euro (Bauchstich) zugesproch­en. Nicht rechtskräf­tig.

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Im Normalfall herrscht in Mauer Idylle. Am Maurer Kirtag allerdings ging es alles andere als friedlich zu

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