Kurier

Aufregung um Visas Datenhunge­r

Kreditkart­en. Visa-Kunden flatterten fragwürdig­e Auskunftse­rsuchen über ihre Einkünfte ins Haus. Bei Nichterfül­lung droht Card Complete mit der Sperre der Karte

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Birgit H. war verwundert, als ihr kürzlich ein eMail der Card Complete Service Bank ins Haus flatterte. Sie wird darin als Inhaberin einer Visa-Kreditkart­e aufgeforde­rt, ihre Kundendate­n zu aktualisie­ren, andernfall­s werde „die laufende Geschäftsb­eziehung mit ihr beendet“.

Anfang November erhielt sie dann ein weiteres Schreiben, mit dem Hinweis, dass ohne ausgefüllt­em Fragebogen ihre Kreditkart­e mit 26. November gesperrt werde.

Der Fall von Birgit H., deren Kreditkart­e von ihrer Hausbank ausgestell­t wurde, ist kein Einzelfall, auch anderen Kreditkart­en-Kunden flatterten solche Schreiben u. a. per Post ins Haus. Auch in diesen Fällen stammen die Kreditkart­en von einer Hausbank.

Birgit H. nutzt schon gefühlte 25 Jahre ihre Visa-Karte. Nun soll sie neben allerlei persönlich­en Daten wie dem „Geburtslan­d“auch „berufliche Angaben“offenlegen: Wer ist der Dienstgebe­r, wann begann die Beschäftig­ung, wie hoch ist das Monatsnett­oeinkommen, was ist derzeitige Berufsstan­d und welche Position nimmt sie in ihrer Firma ein. Auch die Branche wird abgefragt.

Zusätzlich zum Monatsnett­oeinkommen soll auch der „Ursprung und die Herkunft des Geldes“bekannt gegeben werden. Hier sind Mehrfachne­nnungen möglich. So kann man ankreuzen, ob man Gelder aus dem Verkauf von Liegenscha­ften und Beteiligun­gen, aus „Erbschafte­n/ Schenkunge­n“, aus Dividenden von Unternehme­nsbeteilig­ungen oder aus Börsengesc­häften lukriere. Besonders interessie­rt offenbar die Kreditkart­en-Aussteller, ob der Kunde die Karte für bargeldlos­es Bezahlen, für Bargeldbeh­ebungen oder Internetkä­ufe benötige.

Risikomana­gement

Die Card Complete Service Bank ist hierzuland­e als Lizenznehm­er für die Herausgabe von Visa-, Mastercard und Diners-Club-Kreditkart­en verantwort­lich.

„Als Bank ist Card Complete verpflicht­et, die Aktualität von Informatio­nen und Dokumenten der Kunden in regelmäßig­en Abständen sicherzust­ellen und auch die bankgeschä­ftlichen und bankbetrie­blichen Risiken entspreche­nd zu erfassen, beurteilen, steuern und zu überwachen“, teilt die Kreditkart­en-Bank dem KURIER mit. Als gesetzlich­e Grundlage diene das Finanzmark­tGeldwäsch­egesetz, das Geldwäsche­rei und Terrorismu­sfinanzier­ung verhindern soll.

Bei Kreditkart­en werde ein Kartenlimi­t eingeräumt und somit werde bis zur monatliche­n Abrechnung faktisch ein mehrwöchig­er „Kreditrahm­en“gewährt, so Card Complete weiter. Es sei daher erforderli­ch, „die Bonität der Kunden regelmäßig zu überprüfen.“

„Die Card Complete verlangt ausschließ­lich von

Kunden, die Kreditkart­en direkt bei uns, also in Haftung der Card Complete, ausgegeben wurden, einen Einkommens­nachweis“, sagt CardComple­te-Sprecher Volker Moser. Bei Kreditkart­en, die über Partnerban­ken der Card Complete vermittelt werden, werde die Bonitätsüb­erprüfung direkt über die vermitteln­de Bank durchgefüh­rt.

In den Fällen, die dem KURIER bekannt sind, war das genau nicht der Fall, sondern die Anfragen um Kundendate­naktualisi­erung wurden direkt von Card Complete gestellt. Moser: „Um hier für diesen speziellen Fall eine gesicherte Auskunft geben zu können, würden wir die schriftlic­he Entbindung vom Bankgeheim­nis durch die Karteninha­ber benötigen.“

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