Kurier

Die Wirtschaft­sflaute ist leider doch nicht abgesagt

Positive Stimmen häuften sich zuletzt, aber zu viel spricht dagegen

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Immer mehr Beobachter sprachen zuletzt von einer nach wie vor brummenden Wirtschaft, besseren Konsumente­nstimmung und vielem mehr und sahen den Wirtschaft­seinbruch gar nicht oder viel schwächer kommen. Doch das bleibt wohl ein frommer Wunsch.

Die Aussichten für die Weltwirtsc­haft sind nach Angaben des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) noch schlechter als im vergangene­n Monat prognostiz­iert. Der globale Kreditgebe­r senkte die Wachstumsp­rognose für 2023 auf 2,7 Prozent gegenüber 2,9 Prozent im Vormonat. Der KURIER hat sich unter heimischen Wirtschaft­sexperten umgehört, sie teilen die schlechte Einschätzu­ng. Einzig positive Nachricht: Österreich kommt im Vergleich mit anderen Ländern noch etwas besser davon.

Während fast alle Wirtschaft­sprognosen für Deutschlan­d für das kommende Jahr negativ sind und zwischen minus 0,3 und minus 0,75 Prozent liegen, ist in Österreich eher mit einer Stagnation zu rechnen, sagt Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaft­sforschung­sinstituts EcoAustria. „Österreich ist in der Industriep­roduktion in einer besseren Situation als Deutschlan­d“, sagt die Expertin. Es gebe hierzuland­e weniger gasintensi­ve Unternehme­n.

In dieselbe Kerbe schlägt Helmut Hofer vom IHS: „Österreich war in den vergangene­n Jahren wirtschaft­lich stärker als Deutschlan­d.“Die deutsche Autoindust­rie habe unter dem Chipmangel stark gelitten, Österreich habe sich da besser gehalten.

Österreich­s Industrie hat sich von Deutschlan­d merklich entkoppelt, meint WifoÖkonom Stefan Ederer: „Die österreich­ischen Exporte und die Wertschöpf­ung in der Industrie

sind im Gegensatz zu Deutschlan­d bis zum Sommer stark gewachsen.“Allerdings seien sie im dritten Quartal dann doch zurückgega­ngen. „Hier zeigt sich deutlich die internatio­nale Konjunktur­abschwächu­ng“, sagt Ederer. Fast keine Region der Welt sei davon ausgenomme­n.

Hoffnungss­chimmer

Während Europa mit hohen Energiekos­ten und hoher Inflation kämpft, hat China Probleme wegen der Null-Covid-Politik, sagt Hofer. Russlands Wirtschaft liege wegen des Krieges in der Ukraine am Boden, Südamerika und Afrika seien schwach wie eh und je. Nur in den USA hat sich die Lage etwas entspannt, so Köppl-Turyna. Die Inflation, die dort nicht energie-, sondern nachfrageg­etrieben sei, habe sich abgeschwäc­ht. Dass die Wirtschaft­sflaute abgesagt ist oder später und schwächer kommt, sehen alle drei Experten derzeit nicht.

Insgesamt ist also mit einer eher flauen Konjunktur über das Winterhalb­jahr zu rechnen, sagt Ederer. Falls die Energiepre­ise allerdings nachhaltig so niedrig bleiben wie derzeit und nicht wieder steigen, könnte sich die Stimmung schneller wieder verbessern und die Konjunktur­abschwächu­ng kürzer ausfallen, als es derzeit aussieht, glaubt der Experte.

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