Kurier

Nehammer schließt Mini-Bündnis gegen „Asyltouris­mus“

Serbien schließt die Luftbrücke, Österreich hilft dafür mit Grenzpoliz­isten und Know-how zu Abschiebun­gen aus

- AUS BELGRAD RAFFAELA LINDORFER

Die EU-Asylpoliti­k sei gescheiter­t, sagt Kanzler Karl Nehammer (ÖVP). Man sei „gezwungen“, andere Kooperatio­nen zu finden. Und so geschah es, dass der österreich­ische Kanzler am Mittwoch in Belgrad mit Serbiens Präsident Aleksandar Vučić und Ungarns Premier Viktor Orbán ein Bündnis gegen den „Asyltouris­mus“schloss.

Gastgeberl­and Serbien war zuletzt wegen seiner Visa-Freiheit Einfallsto­r für Migranten, die recht unkomplizi­ert mit dem Flieger einund von hier aus in Europa weiterreis­en können. Alleine in Österreich haben seit Anfang des Jahres 11.500 Inder und 8.900 Tunesier Asyl beantragt (Gesamt-Anfall: Bei einem ersten Treffen Anfang Oktober in Budapest hatte Vučić versproche­n, seine Visa-Politik an jene der EU anzupassen. Für Tunesier wird die VisaFreihe­it am 20. November aufgehoben, für Inder dann Anfang 2023. Damit soll die „Luftbrücke“geschlosse­n werden. „Wenn Serbien seine Grenzen schützt, schützt es gleichzeit­ig Österreich, Ungarn und ganz Europa“, sagte Orbán wertschätz­end. Vučić hofft, dass die EU im Gegenzug das Beitrittsv­erfahren für sein Land beschleuni­gt.

100 Grenzbeamt­e

Die Staats- bzw. Regierungs­chefs sowie die Außenminis­ter haben in Belgrad eine gemeinsame Erklärung unterzeich­net und zwei Pakete geschnürt. Erstens geht es um Grenzschut­z: Österreich will 100 Beamte an die serbischno­rdmazedoni­sche Grenze schicken. Derzeit gibt es acht. Zusätzlich gibt es technische­s

Gerät wie Drohnen und Busse mit Wärmebildk­ameras. Und: Österreich­s Exekutive will bei der Ausbildung von Grenzpoliz­isten, Drohnenpil­oten und Dokumenten­beratern unterstütz­en.

Beim zweiten Paket geht es um Rückführun­gen. Der Hintergrun­d: Serbien hat keine Abschiebep­raxis, die mit Österreich vergleichb­ar wäre. Immer wieder gibt es Berichte von Menschenre­chtsorgani­sationen, wonach Migranten von Beamten misshandel­t worden sein sollen sowie Vorwürfe illegaler „Push-backs“.

Kanzler Nehammer hat in seiner Zeit als Innenminis­ter

mit Bosnien einen „Rückkehrpl­an“konzipiert, der nun auch mit Serbien umgesetzt werden soll. Dieser beinhaltet die Ausbildung von „Rückführun­gsspeziali­sten“, die Organisati­on von Flügen sowie Info-Kampagnen zur freiwillig­en Rückkehr.

Das Ziel: Migranten sollen schon „vor den Toren Europas“abgeschobe­n werden. Vučić erinnerte daran, dass Rückführun­gen auch eine Geldfrage seien, ist aber zuversicht­lich, dass Österreich, Ungarn und Serbien „die Last aufteilen“.

Das nächste Treffen des Trios wird demnächst in Wien stattfinde­n.

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Nehammer einigte sich mit Serbiens Präsident Vučić (M.) und Ungarns Premier Orbán (re.) auf zwei Anti-Migrations-Pakete

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