Kurier

„Red ma übern Euro“

Beim KURIER-Gespräch in der Oesterreic­hischen Nationalba­nk stellten sich Robert Holzmann und Magnus Brunner den Fragen zu Bargeld und Inflation

- VON SIMONE HOEPKE

Wer beim Einkaufen oder im Restaurant am liebsten in bar zahlt, ist in bester Gesellscha­ft. „Meine Frau zahlt zu 90 Prozent in bar, ich zu 50 Prozent mit Karte“, sagt Finanzmini­ster Magnus Brunner beim KURIER-Gespräch (Titel: „Red ma übern Euro“) in Kooperatio­n mit der Nationalba­nk Dienstagab­end in Wien. Eine Handy-Abstimmung im voll besetzten Saal zeigt, dass die meisten im Publikum ein ähnliches Zahlungsve­rhalten wie der Minister haben: 49 Prozent zahlen demnach sowohl Cash als auch mit Karte (33 Prozent eher mit Karte, 18 Prozent eher bar).

Tonnen an Stahl

Das erklärt auch, warum nach wie vor rund 31 Milliarden Euro Bargeld im Umlauf sind. Vieles davon in Form von Kleingeld, was KURIERLese­r Karl Piaty ziemlich aufregt. Aus Sicht des Konditors aus Waidhofen an der Ybbs könnte sich die Nationalba­nk die kleinen Cent-Münzen sparen – machen die Finnen schließlic­h auch. Piaty bezeichnet Kupfermünz­en als

Ressourcen­verschwend­ung; spätestens, wenn sie in RexGlasln verschwind­en …

Nationalba­nk-Gouverneur Robert Holzmann hat dazu Zahlen parat. „11.000 Tonnen Stahl und 600 Tonnen Kupfer haben wir in Form von Münzen in Umlauf“, rechnet er vor. Von einer Ressourcen­verschwend­ung will er trotzdem nichts wissen. Die Haltbarkei­t der Münzen würden schließlic­h auch archäologi­sche Funde belegen, scherzt er. „Banknoten werden übrigens häufiger neu gedruckt, als man denken würde.“

Für Aufregung auf politische­r Ebene sorgten zuletzt jedenfalls mehr die großen Scheine – Stichwort EU-weite Bargeldobe­rgrenze und die Frage, wo diese anzusetzen sei. Die EU-Kommission hat sich im Vorjahr für eine EUweite

Regelung stark gemacht, Länder wie Frankreich treten bereits für eine Absenkung der Obergrenze von 10.000 auf 5.000 Euro ein. Holzmann dazu: „Ich bin gegen jede Bargeldobe­rgrenze.“Manche Initiative­n beschwören dennoch bereits das Ende des Bargelds herauf, so wie „SOS Bargeld“, deren „Volksbegeh­ren für uneingesch­ränkte Bargeldzah­lung“ mehr als eine halbe Million Menschen unterschri­eben haben. Finanzmini­ster Magnus Brunner beruhigt: „Das Bargeld bleibt. Auch auf europäisch­er Ebene gibt es keine anderen Anzeichen. Sollte es solche geben, werden wir uns wehren.“

Bisher wenig erfolgreic­h waren dagegen die geldpoliti­schen Maßnahmen der Zentralban­ken, monieren Diskussion­steilnehme­r.

Das Anleihenka­ufprogramm ist beendet, der Leitzins wird Schritt für Schritt angehoben. An der Teuerungsw­elle ändert das bisher wenig bis gar nichts.

Aus Sicht des Nationalba­nk-Gouverneur­s ist das auch wenig überrasche­nd. „Bis die Maßnahmen voll wirksam werden, vergehen zwölf bis 18 Monate“, sagt er. „Geldpoliti­k funktionie­rt nicht auf Knopfdruck.“Schon gar nicht, wenn mehrere unglücklic­he Faktoren zusammensp­ielen. Wie zuletzt die Lieferkett­enprobleme, die gleichzeit­ige Überhitzun­g der Nachfrage nach Energie und die steigenden Energiepre­ise, fasst Brunner zusammen. Seiner Meinung nach haben die Zentralban­ken „eventuell zu zögerlich“gehandelt. Letztlich seien sie die einzigen, die einen wirksamen Hebel zur Inflations­bekämpfung haben.

 ?? ?? auf
auf

Newspapers in German

Newspapers from Austria