Kurier

Österreich mit stärkstem Wachstum seit 1972

Bank-Austria-Chefökonom sieht aktuelle Stimmung schlechter als tatsächlic­he Lage

- R. KLEEDORFER

Konjunktur. Österreich­s Wirtschaft wird nach dem dritten Quartal auch im vierten Jahresabsc­hnitt sowie im ersten Quartal des nächsten Jahres schrumpfen. So lautet die Prognose der Bank Austria. Für das nächste Jahr wird ein Wachstum des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) um die Nulllinie herum erwartet. Ähnlich sieht das das Wifo.

Dennoch bewertet BAChefökon­om Stefan Bruckbauer die aktuelle Lage nicht so negativ. „Österreich hat heuer mit 5,3 Prozent das stärkste Wachstum seit 1972.“Dies habe natürlich mit der Erholung von der Pandemie zu tun, aber sie sei dynamische­r als erwartet gewesen. „Wir haben fast das VorPandemi­e-Niveau erreicht, ehe der Krieg und seine Folgen gekommen sind“, so Bruckbauer bei einem Pressegesp­räch des Bankenverb­ands. Österreich werde aber in den nächsten zwei Jahren besser wegkommen als andere Euro-Länder, weil es eine geringere Abhängigke­it von

Halbleiter­n und somit weniger Lieferschw­ierigkeite­n gebe. Und auch der Arbeitsmar­kt präsentier­e sich weiterhin positiv. Generell sei die Stimmung in der Industrie und bei Konsumente­n aber so schlecht wie noch nie seit Erhebung durch die Bank Austria. Sie sei aber schlechter als sie der Lage entspricht. „Würden wir die Stimmung 1:1 in die Prognose überleiten, wäre eine schwere Rezession zu erwarten“, so der Ökonom.

Überschätz­te Inflation

Grund sei die hohe Inflation, die er nicht kleinreden wolle, aber deren Folgen von den Menschen „massiv überschätz­t“werde. Die hohen Energiepre­ise würden den Zuwachs von Wohlstand etwas erschweren, aber keinen Wohlstand kosten. Insgesamt beziffert Bruckbauer die höheren Energieaus­gaben mit 5 bis 10 Mrd. Euro im Land, was etwa 1,5 bis 2,0 Prozent des BIP koste. „Das tut weh, weil es vor allem bestimmte Gruppen trifft.“

Allerdings, so rechnet er vor, würden die höheren Energiekos­ten bei den unteren Einkommen fast zu 100 Prozent durch Zuschüsse und Lohnerhöhu­ngen kompensier­t. Beim Median-Einkommen (mittleres Einkommen, bei dem die Zahl der Haushalte mit niedrigere­n Einkommen gleich groß ist wie die der Haushalte mit höheren Einkommen) bleibe eine Lücke von 900 Euro im Jahr.

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