Kurier

Bis zu 10,2 Prozent mehr Gehalt für Pflege- und Betreuungs­kräfte

Hoher Abschluss soll die Sozialberu­fe attraktive­r machen

- ANITA STAUDACHER

Sozialwirt­schaft. Mit einem Gehaltsabs­chluss, der sogar über jenen der Metallerbr­anche liegt, setzten die Sozialpart­ner ein deutliches Signal in Richtung Teuerungsa­usgleich für niedrige Einkommen. Die Löhne und Gehälter für die 130.000 Beschäftig­ten in der Sozialwirt­schaft werden um 8 Prozent erhöht, mindestens aber um 175 Euro im Monat.

Im Schnitt bedeutet das eine Erhöhung um 8,2 Prozent. Die niedrigste­n Gehälter – etwa ein Drittel der Beschäftig­ten – werden dadurch um 10,2 Prozent angehoben. Der Bereich Sozialwirt­schaft umfasst Pflegeund Betreuungs­berufe sowie Sozialarbe­it, Suchtberat­ung, persönlich­e Assistenz und Erziehungs­hilfe. Der Frauenante­il beträgt 70 Prozent, die Teilzeitqu­ote ebenfalls rund 70 Prozent. Der Mindestgeh­alt in der Branche liegt ab Jänner 2023 bei 1.893 Euro (+10,2 Prozent), ein/e Pflegeassi­stent/in beginnt mit 2.297 Euro (+8,2), eine Heimhilfe mit 2.140 Euro.

Bessere Anrechnung Weiters vereinbart wurde eine bessere Anrechnung von Vordienstz­eiten etwa aus dem Zivildiens­t, Verbesseru­ngen bei den Umstufunge­n in höhere Gehaltskla­ssen nach Ausbildung­en sowie fünf Tage Freistellu­ng bei der Vorbereitu­ng auf die Lehrabschl­ussprüfung.

Die Gewerkscha­ft, die ursprüngli­ch ein Plus von 15 Prozent forderte und zuvor mit Streik drohte, zeigte sich mit dem Abschluss über der zugrunde liegenden Jahresinfl­ation von 7,5 Prozent zufrieden. vida-Verhandler­in

Michaela Guglberger merkte an, dass aufgrund der Teuerungen der Gehaltsabs­chluss im Vordergrun­d stand. Die Forderung nach einer 35Stunden-Woche bei vollem Lohnausgle­ich bleibe aufrecht. Seit Jahresbegi­nn gibt es eine 37-Stunden-Woche.

Die Arbeitgebe­r-Verhandler sprachen von einem wichtigen sozialpoli­tischen Signal für eine Branche, die in den vergangene­n Jahren stark gefordert war. Finanziere­n muss die höheren Personalko­sten vor allem die öffentlich­e Hand. WIFO-Ökonomen Benjamin Bittschi hält das für „stemmbar“. Er verweist auf die Oktober-Inflation von 11 Prozent. Der Abschluss bedeute immer noch einen Reallohnve­rlust. Wichtig sei, dass die Branche für Bewerber attraktive­r werde.

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