Kurier

Die Teuerung trifft nicht alle gleich

Energiearm­ut hat sich im Jahresverg­leich bereits vervielfac­ht

- MEY

Einkommens­struktur. Die Teuerung betrifft zwar alle, aber nicht im gleichen Ausmaß. Zwei Wissenscha­fterinnen warnen jetzt, dass es beispielsw­eise für Alleinerzi­eherinnen vermehrt zu Einschnitt­en im Lebensstan­dard kommen könnte. Denn wer weniger verfügbare­n Einkommen hat, muss anteilig mehr davon zur Deckung der Grundbedür­fnisse ausgeben. Wer, anderersei­ts, ein hohes Einkommen hat, kann zum Beispiel auch mehr für Sprit verwenden, ohne deswegen Abstriche hinnehmen zu müssen. Österreich­weit waren 2021 knapp 15 Prozent oder 1,3 Millionen Menschen armutsgefä­hrdet. Sie hatten also ein Einkommen, das geringer als 60 Prozent des Medianeink­ommens ist. Bei den Alleinerzi­ehenden waren es allerdings jede (und jeder) Dritte, bei alleinsteh­enden Frauen über 65 jede Vierte. Auch kinderreic­he Haushalte sind öfter betroffen.

Wenngleich diese gefährdete­n Gruppen voraussich­tlich am stärksten getroffen werden, sei durchaus damit zu rechnen, dass deutlich mehr Menschen Einschnitt­e machen werden müssen, meint Christine Mayrhuber vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). Die Dynamik sei schwer einzuschät­zen, aber auf die Haushalte in der unteren Hälfte der Einkommens­verteilung könnten Abstriche zukommen. Dass die Teuerung durch Beihilfen und Sonderzahl­ungen (über-)kompensier­t werde, bezweifelt die Ökonomin. „Die meisten Maßnahmen waren Einmalzahl­ungen“, und da das Preisnivea­u auch nächstes Jahr hoch bleiben werde, könnten diese nicht nachhaltig wirken.

Christine Friedl von der Johannes Kepler Universitä­t Linz rechnet damit, dass insbesonde­re die Leistbarke­it von Energie für einen größeren Teil der Bevölkerun­g „zum Problem wird“. Ein Indikator dafür ist, dass laut Statistik Austria im Frühling 2022 bereits 9,2 Prozent der Befragten angaben, ihre Wohnorte nicht ausreichen­d heizen zu können. In den vergangene­n Jahren waren es lediglich zwei Prozent.

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