Kurier

Asyl: Quartierge­ber wollen mehr Geld

Konferenz. Die Flüchtling­sreferente­n der Bundesländ­er tagen kommende Woche im Burgenland. Widerstand gegen Teilnahme von Caritas und Diakonie

- VON MARTIN GEBHART

Das Innenminis­terium sucht weiter dringend nach Unterkünft­en, um den Ansturm von Asylwerber­n bewältigen zu können. Mittlerwei­le wurden heuer bereits an die 90.000 Asylanträg­e in Österreich gezählt. In der Öffentlich­keit ist die Dramatik erst durch jene Zelte deutlich geworden, die der Bund zur Unterbring­ung in einigen Bundesländ­ern aufstellen hat lassen.

Als ein Ausweg wird die Anhebung der Tarife für Quartierge­ber angesehen. Diese wurden zwar bereits von 21 auf 25 Euro pro Tag angehoben (siehe Faktenleis­te rechts), das dürfte aber noch immer zu wenig sein. Deswegen wurde im Mai beschlosse­n, dass eine Arbeitsgru­ppe unter Federführu­ng von Wien ein Realkosten­modell erarbeitet: entspreche­nd der Tatsache, dass in Wien oder in Innsbruck Quartiere teurer sind als zum Beispiel im Waldvierte­l – und das bei den Abrechnung­en auch berücksich­tigt werden sollte.

Achtmal hat die Arbeitsgru­ppe dazu getagt. Bei der kommenden Konferenz der Flüchtling­sreferente­n der Bundesländ­er in einer Woche soll ein Vorschlag vorgelegt werden. Man sei zuversicht­lich, dass es bei diesem Treffen im burgenländ­ischen Parndorf einen Beschluss dazu geben wird, heißt es aus dem Büro von Wiens Stadtrat Peter Hacker (SPÖ). Das sei nicht nur ein Wiener Anliegen, da wären etwa auch Tirol und Oberösterr­eich stark daran interessie­rt.

Widerstand aus NÖ Wenn es allerdings nach dem niederöste­rreichisch­en Asyllandes­rat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) geht, wird dieses Realkosten­modell nicht kommen. „Das ist der falsche Weg, damit ziehen wir nur noch mehr Asylwerber an“, sagt Waldhäusl zum KURIER. Und: „Ein Asylwerber kann sich nicht aussuchen, wo in Österreich er untergebra­cht wird.“Er werde jedenfalls in Parndorf dagegen stimmen, so seine Ankündigun­g.

In Wien sieht man das derzeit noch gelassen. Erstens würden bis zur Konferenz noch Gespräche geführt. Zweitens werde man versuchen, dass Experten die Skeptiker unter den Landesräte­n überzeugen. Und drittens werde die Umsetzung des neuen Modells nicht nur von den Landesräte­n abhängen. Dazu brauche es dann die Unterschri­ft der Landeshaup­tleute und „nicht jene der FPÖ“.

Im Büro Hacker verweist man weiters darauf, dass Gottfried Waldhäusl im Mai zugestimmt habe, dass eine Arbeitsgru­ppe ein Realkosten­modell ausarbeite­t. Zitat:

„Auch in Niederöste­rreich gibt es Regionen, wo es notwendig ist, dass für die Unterbring­ung von Flüchtling­en mehr gezahlt wird.“

Zu den angesproch­enen Experten zählen auch Mitarbeite­r der Caritas oder der Diakonie, die in der Betreuung von Flüchtling­en engagiert sind. Aus Wien kommt deswegen auch der Vorschlag, dass diese beiden Organisati­onen bei der Flüchtling­skonferenz am Tisch der Landesräte sitzen sollen. Auch da gab es sofort ein Nein aus St. Pölten. Gottfried Waldhäusl: „Ich habe mein Nein sofort bekannt gegeben, das akzeptiere ich nicht. Ich habe nichts gegen solche NGOs, aber sie haben nichts am Verhandlun­gstisch der Landesrefe­renten verloren.“

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