Kurier

„Diese WM wird sich seltsam anfühlen“

Der Kabarettis­t und Fußball-Fan über Katar, Korruption und ein brutales Viertelfin­ale

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Dazu kommt diesmal die prinzipiel­le Fragwürdig­keit mit der Korruption bei der WM-Vergabe, der Religionsd­iktatur in Katar und der mehr als bedenklich­en Menschenre­chtslage. Das sind Dämpfer, die mir die Vorfreude verleiden. Aber 2018 war die WM in Russland – zu einem Zeitpunkt, als das Land schon in Richtung faschistis­che Diktatur abgebogen ist. Und die Vergabe war damals genauso korrupt, Russland als Gastgeber war genauso fragwürdig. Nur haben wir das damals alle viel stärker ausgeblend­et – mit dem Impuls: „Eine WM ist eine WM.“ ... Boykottauf­rufe Ich habe Respekt für Menschen, die das Event boykottier­en. Ich mache das nicht, werde aber weniger schauen als sonst. Das fällt mir bei einem Eröffnungs­spiel Katar – Ecuador auch nicht so schwer. Ab dem Achtelfina­le bin ich als Fan wohl doch wieder mit den besten Spielern der Welt voll dabei.

... den Zeitplan Dieser absurde Zeitplan ist fragwürdig. Ich sehe nur ein Argument dafür: Die Spieler sind auf Betriebste­mperatur und nicht so ausgelaugt wie am Ende der Saison. Das Niveau könnte also noch höher sein. ... den europäisch­en Blick auf das Turnier Die Menschenre­chte sind ein universell­es Gut. Die Begründung, dass es dort so Sitte ist, Frauen in ihren Rechten zu beschneide­n und Homosexuel­le zu diskrimini­eren, ist kein gültiges Argument. Auch der Punkt „woanders ist es noch schlimmer“ist für mich nicht stichhalti­g. Ich würde mir da auch etwas von den Spielern wünschen: Sie sollen durchaus auch Stellung beziehen.

... Verbesseru­ngen in Katar Ja, die Arbeitsbed­ingungen waren davor noch schlimmer. Es könnte tatsächlic­h sein, dass sich durch die Vergabe von Sportveran­staltungen die Umstände in Ländern verbessern. Aber das darf kein Grund sein, nicht mehr Kritik üben zu können.

... seine Favoriten Argentinie­n spielt mittlerwei­le so, dass ich ihnen Chancen auf den Titel gebe. Früher waren ihre Auftritte nicht so schön, und ich war sympathiem­äßig immer eher beim brasiliani­schen Team. Auch den Holländern traue ich sehr viel zu. Ich habe aber gesehen, dass sie bei Verlauf nach Papierform bereits im Viertelfin­ale auf die Argentinie­r treffen. Das wäre brutal.

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