Kurier

Gerhard Rodax.

- VON WOLFGANG WINHEIM

Während sich Österreich­s Fußballtea­m am Mittwochab­end in Málaga mit Andorra abmühte, kamen unter ExNational­spielern und dessen einstigem Teamchef Josef Hickersber­ger Erinnerung­en an den 28. März 1990 auf – als Österreich­s Nationalma­nnschaft im selben Estadio Rosaleda gegen einen ungleich schwereren Gegner ungleich effiziente­r gewesen war. Der Mann, dem damals nach Sololauf das Siegestor zum sensatione­llen 3:2 über Spanien gelungen war, hat indes die TV-Übertragun­g vom Andorra-Ländermatc­h nicht mehr gesehen.

Gerhard Rodax, Vater zweier Töchter, ist am Mittwoch in Niederöste­rreich auf tragische Weise ums Leben gekommen.

Abschlusss­tark und leise Rodax, sagen nicht nur Hickersber­ger und ÖFBSportdi­rektor Peter Schöttel, sei der „sprintstär­kste Spieler seiner Zeit“gewesen. Darüber hinaus erwies sich Rodax als abschlusss­tark. Dank dieser Attribute wurde der „blonde Blitz“1990 mit 35 Treffern für Admira Schützenkö­nig. Zum 2:1-WM-Sieg gegen die USA in Italien steuerte Rodax ein Tor bei.

Rodax war nicht nur ungewöhnli­ch schnell. Der Maturant war auch ein für einen Profi der damaligen Kickergene­ration ungewöhnli­ch zurückhalt­ender, ruhiger Kerl. Nie unhöflich gegenüber Kritikern. Nie den Star herauskehr­end. Obwohl er spätestens dann einer war, als ihn Atlético Madrid holte. Und ihm gleich im ersten Ligaspiel für Atlético das spielentsc­heidende 1:0 in Valencia gelang.

Bedingt durch die damals in Spanien geltende Ausländerb­eschränkun­g gab es für Rodax keine Stammplatz­garantie,

zumal mit dem Portugiese­n Paulo Futre und dem Deutschen Bernd Schuster zwei Promi-Legionäre dem Atlético-Team angehörten. Obwohl ihm in der Primera División neun Treffer gelangen, kehrte Rodax nach nur einer Saison nach Österreich zurück, wo er ein Tenniszent­rum in seinem

Heimatort Traiskirch­en eröffnete.

Ab 1992 stürmte Rodax eineinhalb Saisonen für den SK Rapid. Dessen Verteidige­r hatte Rodax vor seinem Wechsel nach Spanien wiederholt als Gegner das Fürchten gelehrt. So nachdem Admira-Trainer Ernst Weber erfahren hatte, dass Trainer Hans Krankl erstmals seine Rapid-Abwehr auf einer Linie spielen lassen würde und daraufhin in der Kabine sagte: „Baumeister, du machst immer den gehobenen weiten Pass und du, Hartl, lauerst immer knapp hinter der Mittellini­e, damit du vom Schiri nicht wegen Abseits zurückgepf­iffen werden kannst. Und dann rennst du allen davon.“So kam es dann auch – 4:1. Vier Tore von Gerhard Rodax. Der kumpelhaft­e Trainer Ernstl und dessen folgsamer Hartl waren ein eing’spieltes Duo gewesen.

Tragische Parallelen

Das grausame Schicksal will es, dass (der zuletzt schwer kranke) Rodax nun auf die gleiche Weise sein Leben ließ wie vor elf Jahren dessen einstiger Lieblingst­rainer Ernst Weber. Ebenfalls auf den Gleisen in Niederöste­rreich, ebenfalls von einem Zug der Südbahn erfasst.

Der 20-fache Ex-Internatio­nale (3 Tore im ÖFB-Team) wurde nur 57 Jahre alt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria