So könnte Doskozil doch noch ins Kanzleramt einziehen
Sozialdemokratie. In die Kandidatur-Debatte kommt – wieder – Dynamik
Die Umfrage gleicht einer Kampfansage: Die SPÖ-Burgenland beauftragte Meinungsforscher Peter Hajek abzufragen, wie die SPÖ bei der Nationalratswahl mit Hans Peter Doskozil an der Spitze abschneiden würde. Ergebnis: Eine Doskozil-SPÖ erhielte 32 Prozent der Stimmen, während die SPÖ mit Pamela Rendi-Wagner bei nur 27 Prozent liegt. Die SPÖ-Burgenland stellt Parallelen zu Sebastian Kurz in Abrede, es gebe keinen „Plan Ballhausplatz“. Dennoch zeichnet sich der Weg ab, wie Doskozil Kanzler werden könnte:
Das stärkste Argument der Burgenländer:
Pamela Rendi-Wagner sei zu schwach, um den Zulauf zur FPÖ zu bremsen. Die FPÖ sei dabei, die SPÖ in Umfragen zu überholen – und das trotz Herbert Kickl an der Parteispitze. Tatsächlich haben die Freiheitlichen bei der jüngsten KURIEROGM-Umfrage erstmals seit 2017 bei der Sonntagsfrage wieder Platz 1 geschafft. Doskozil hingegen, so die Lesart in der SPÖ-Burgenland, könne der FPÖ Stimmen wegnehmen und der SPÖ den ersten Platz bei der Wahl doch noch sichern.
Sie zu nehmen ist für Doskozil am schwierigsten. Mit dem Argument, den Sieg der FPÖ zu verhindern, will Doskozil interne Kritiker besänftigen. Darüber hinaus wirbt er für sein burgenländisches Programm, allen voran den Mindestlohn, der infolge der Teuerung von 1.700 Euro auf 1.820 Euro netto gestiegen ist. „Seit wir den Mindestlohn im Burgenland eingeführt haben, hat die Gewerkschaft Hunderte Eintritte gehabt“, sagt Roland Fürst, Doskozils rechte Hand in der Landes-SPÖ.
Die SPÖ-interne Hürde:
Dieses soll verhindern, dass es zu einer Auseinandersetzung
Das „Modell Scholz“:
um den SPÖ-Vorsitz kommt. Fürst: „So wie in Deutschland soll jener zum Spitzenkandidaten gekürt werden, der das beste Wahlergebnis heimbringt.“
Das heißt: Pamela Rendi-Wagner könnte, wie in Deutschland SPD-Chefin Saskia Esken, mangels schlechter Gewinnaussichten auf eine Kandidatur verzichten, aber Parteichefin bleiben. An ihrer statt könnte ein siegverheißender Spitzenkandidat – eben Doskozil – ins Kanzlermatch gehen.
Sie muss nicht als Hindernis für ein bundespolitisches Amt gelten. „Landeshauptmann ist einer der herausforderndsten Jobs in der Spitzenpolitik.
Doskozils Kehlkopferkrankung:
Wer das bewältigt, kann jeden anderen Job auch bewältigen“, sagt Fürst. Am Wochenende hat Doskozil in der Krone offen über seine Erkrankung gesprochen. Er sagt, er leide an einer krankhaften Veränderung des Knorpelgerüsts des Kehlkopfes und müsse wahrscheinlich in regelmäßigen Abständen operiert werden. Am AKH wollte man ihm den Kehlkopf entfernen, dann hätte er die Politik aufgeben müssen. Deswegen ist er Patient bei einem Spezialisten in Leipzig geworden. Mit den Operationen könne er inzwischen umgehen. Dass er leise reden müsse, sei vielleicht sogar ein Vorteil – weil man zuhöre. Nur auf Zeltfesten mit dem hohen Geräuschpegel tue er sich schwer.