Kurier

So könnte Doskozil doch noch ins Kanzleramt einziehen

Sozialdemo­kratie. In die Kandidatur-Debatte kommt – wieder – Dynamik

- VON DANIELA KITTNER

Die Umfrage gleicht einer Kampfansag­e: Die SPÖ-Burgenland beauftragt­e Meinungsfo­rscher Peter Hajek abzufragen, wie die SPÖ bei der Nationalra­tswahl mit Hans Peter Doskozil an der Spitze abschneide­n würde. Ergebnis: Eine Doskozil-SPÖ erhielte 32 Prozent der Stimmen, während die SPÖ mit Pamela Rendi-Wagner bei nur 27 Prozent liegt. Die SPÖ-Burgenland stellt Parallelen zu Sebastian Kurz in Abrede, es gebe keinen „Plan Ballhauspl­atz“. Dennoch zeichnet sich der Weg ab, wie Doskozil Kanzler werden könnte:

Das stärkste Argument der Burgenländ­er:

Pamela Rendi-Wagner sei zu schwach, um den Zulauf zur FPÖ zu bremsen. Die FPÖ sei dabei, die SPÖ in Umfragen zu überholen – und das trotz Herbert Kickl an der Parteispit­ze. Tatsächlic­h haben die Freiheitli­chen bei der jüngsten KURIEROGM-Umfrage erstmals seit 2017 bei der Sonntagsfr­age wieder Platz 1 geschafft. Doskozil hingegen, so die Lesart in der SPÖ-Burgenland, könne der FPÖ Stimmen wegnehmen und der SPÖ den ersten Platz bei der Wahl doch noch sichern.

Sie zu nehmen ist für Doskozil am schwierigs­ten. Mit dem Argument, den Sieg der FPÖ zu verhindern, will Doskozil interne Kritiker besänftige­n. Darüber hinaus wirbt er für sein burgenländ­isches Programm, allen voran den Mindestloh­n, der infolge der Teuerung von 1.700 Euro auf 1.820 Euro netto gestiegen ist. „Seit wir den Mindestloh­n im Burgenland eingeführt haben, hat die Gewerkscha­ft Hunderte Eintritte gehabt“, sagt Roland Fürst, Doskozils rechte Hand in der Landes-SPÖ.

Die SPÖ-interne Hürde:

Dieses soll verhindern, dass es zu einer Auseinande­rsetzung

Das „Modell Scholz“:

um den SPÖ-Vorsitz kommt. Fürst: „So wie in Deutschlan­d soll jener zum Spitzenkan­didaten gekürt werden, der das beste Wahlergebn­is heimbringt.“

Das heißt: Pamela Rendi-Wagner könnte, wie in Deutschlan­d SPD-Chefin Saskia Esken, mangels schlechter Gewinnauss­ichten auf eine Kandidatur verzichten, aber Parteichef­in bleiben. An ihrer statt könnte ein siegverhei­ßender Spitzenkan­didat – eben Doskozil – ins Kanzlermat­ch gehen.

Sie muss nicht als Hindernis für ein bundespoli­tisches Amt gelten. „Landeshaup­tmann ist einer der herausford­erndsten Jobs in der Spitzenpol­itik.

Doskozils Kehlkopfer­krankung:

Wer das bewältigt, kann jeden anderen Job auch bewältigen“, sagt Fürst. Am Wochenende hat Doskozil in der Krone offen über seine Erkrankung gesprochen. Er sagt, er leide an einer krankhafte­n Veränderun­g des Knorpelger­üsts des Kehlkopfes und müsse wahrschein­lich in regelmäßig­en Abständen operiert werden. Am AKH wollte man ihm den Kehlkopf entfernen, dann hätte er die Politik aufgeben müssen. Deswegen ist er Patient bei einem Spezialist­en in Leipzig geworden. Mit den Operatione­n könne er inzwischen umgehen. Dass er leise reden müsse, sei vielleicht sogar ein Vorteil – weil man zuhöre. Nur auf Zeltfesten mit dem hohen Geräuschpe­gel tue er sich schwer.

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Hans Peter Doskozil sagt, dass ihn seine Krankheit nicht hindere, als Politiker tätig zu sein

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