Schauspielerinnen ohne Kopftuch in Haft
Harte Gangart gegenüber Protesten
Iran. „Vielleicht ist dies mein letzter Beitrag“, schrieb die bekannte iranische Schauspielerin Hangameh Ghasiani am Wochenende auf Instagram zu einem Video, das sie zeigt, wie sie das Kopftuch ablegt. „Was auch immer mit mir geschieht“, formuliert sie, „ihr sollt wissen, dass ich bis zu meinem letzten Atemzug auf der Seite der iranischen Bevölkerung stehe.“Es dauerte nur wenige Stunden, ehe das Regime in Teheran zurückschlug und Ghasiani festnehmen ließ. Vorgeworfen wird ihr Anstiftung zu sowie Unterstützung von Unruhen und Kontakt zu oppositionellen Medien.
„Kindermörder“
Die 52-Jährige hatte bereits davor eindeutig Stellung bezogen und die Staatsführung bezichtigt, „Kindermörder“zu sein. Hintergrund: Laut Schätzungen wurden seit Beginn der Proteste mindestens 56 Minderjährige getötet.
Auch Ghasianis Schauspielerkollegin Katajun Riahi, 60, wurde in Gewahrsam genommen, weil sie sich ebenfalls mit der regierungskritischen Bewegung solidarisiert und das Kopftuch hatte.
Das kleine Stück Stoff ist der Grund der Protestwelle, die den Iran seit Mitte September überrollt. Damals hatte die Sittenpolizei die 22-jährige Mahsa Amini wegen Verletzung der Kleidungsvorschriften festgenommen – wenig später starb die Frau.
Das Mullah-Regime geht seither mit äußerster Härte gegen die Demonstranten vor. Bereits sechs Todesurteile wurden verhängt. abgestreift
Nordirak-Angriffe
Teheran geht nicht nur nach innen rigoros gegen Kritiker vor, sondern auch im Ausland: Iranische Kampfjets bombardierten jüngst erneut mutmaßlich Stellungen von iranisch-kurdischen Oppositionsgruppen im Nordirak. Die Mullahs werfen diesen Gruppen vor, die Proteste jenseits der Grenze massiv zu unterstützen und für ihre eigenen Anliegen zu missbrauchen.
Die dortigen Kurden werden auch von der Türkei angegriffen, Ankara bezichtigt sie, für Terrorakte in der Türkei verantwortlich zu sein (siehe links).