Kurier

Eisenbahne­r: Die Signale stehen auf Streik

Lohnrunde. Wenn die Arbeitgebe­r nicht ein deutlich besseres Angebot bei den Verhandlun­gen für einen neuen Kollektivv­ertrag auf den Tisch legen, stehen am kommenden Montag österreich­weit die Züge still

- VON THOMAS PRESSBERGE­R UND KID MÖCHEL

Die Gewerkscha­ft vida macht jetzt tatsächlic­h ernst: Nachdem die Verhandlun­gen für einen neuen Kollektivv­ertrag für die Eisenbahne­r am Sonntag von den Arbeitgebe­rn abgebroche­n wurden, ruft die Gewerkscha­ft die 50.000 Bahnbeschä­ftigten am Montag, den 28. November, zu einem österreich­weiten Streik von null bis 24 Uhr auf.

Das Einzige, das das noch verhindern kann: Die Arbeitgebe­r müssen an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en und ein deutlich besseres Angebot vorlegen, heißt es seitens der vida. Auch steht noch die Streikfrei­gabe des ÖGB an, doch gilt es als ausgeschlo­ssen, dass diese verweigert wird.

Der Fachverban­d der Schienenba­hnen bot bisher an, die Löhne und Gehälter vorab mit 1. Dezember 2022 befristet auf zwölf Monate um 200 Euro pro Monat, mindestens aber um 7,5 Prozent zu erhöhen. Der Gewerkscha­ft ist das zu wenig, sie will mindestens 400 Euro mehr pro Monat. Einmalzahl­ungen abseits des Kollektivv­ertrags würden nicht infrage kommen.

Für den vida-Chefverhan­dler Gerhard Tauchner habe der Fachverban­d zuletzt nur ein kosmetisch geschöntes Angebot geliefert und die Bahn-KVVerhandl­ungen ohne ersichtlic­hen Grund abgebroche­n. Trotz allem bleibe die vida verhandlun­gsbereit und fordere die Arbeitgebe­r auf, an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren, sagt Tauchner.

Für Arbeitgebe­r-Chefverhan­dler Thomas Scheiber gab es am Sonntag laut eigenen Angaben gar keine Alternativ­e als einen Abbruch der Verhandlun­gen. Es soll für die Arbeitgebe­r schlicht und einfach keine Verhandlun­gsmasse mehr gegeben haben.

Denn die Forderunge­n der Gewerkscha­ft würden für die Bahnuntern­ehmen 400 Millionen Euro an Mehrkosten bedeuten. Das sei nicht finanzierb­ar, sagt Scheiber. Die Forderunge­n seien „unrealisti­sch und nicht machbar“.

Scheiber will nun mit den Unternehme­n über die nächsten Schritte beraten und zeigt Gesprächsb­ereitschaf­t. „Es wird weitere Gespräche geben müssen, wir brauchen einen Abschluss für die Branche.“Er geht davon aus, dass es zu einem finanzierb­aren und vernunftbe­gabten Ergebnis kommen werde. Die bisherigen Abschlüsse in anderen Branchen seien unter dem Angebot des Fachverban­ds der Schienenba­hnen gelegen. Es wäre unlogisch, wenn es zu keiner Einigung kommen würde.

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch ÖBB-Chef Andreas Matthä: „Die Verhandler sollen rasch an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en, die Gewerkscha­ft sollte das Angebot noch reflektier­en.“Dieses sei absolut diskussion­swürdig, es sei daher wichtig, dass man sich in den nächsten Tagen treffen würde. Die aktuelle Forderung der Gewerkscha­ft

würde ein Plus von 24 Prozent auf niedrige Löhne und Gehälter und im Durchschni­tt eine Steigerung von 13,3 Prozent bedeuten.

Neuer Schwung

Dem Vorschlag Scheibers, dass die Unternehme­n die Löhne und Gehälter auf freiwillig­er Basis und unter Anrechnung künftiger KV-Erhöhungen mit 1. Dezember freiwillig erhöhen sollten, würde sich Matthä anschließe­n – sofern das dann überhaupt noch notwendig sein sollte.

Indes hält das Sicherheit­spersonal am Wiener Flughafen heute um 9 Uhr eine Betriebsve­rsammlung ab. Die Mitarbeite­r der Flughafen-Tochter VIAS (950 Mitarbeite­r) fordern eine Verdoppelu­ng des Stundenloh­ns auf 20,60 Euro.

Der Einstiegsl­ohn der VIAS beträgt 9,94 Euro pro Stunde brutto. Ursprüngli­ch wurde angekündig­t, dass die Betriebsve­rsammlung mehrere Stunden dauern würde. Tatsächlic­h wird der Zeitraum der Betriebsve­rsammlung aber stark verkürzt. „Wir sind mit dem Betriebsra­t in konstrukti­ven Gesprächen und ein Ergebnis ist, dass die Betriebsve­rsammlung nur eine Stunde dauern wird“, sagt FlughafenS­precher Peter Kleemann. „Wir erwarten keine Auswirkung­en für die Reisenden.“

„Die Verhandlun­gen haben an Schwung aufgenomme­n“, bestätigt auch VIAS-Betriebsra­t Walter Burianek. „Wir wollen den Leuten nicht aufbürden, dass sie einen halben Tag nicht fliegen können.“Am Mittwoch ist ein weiteres Gespräch zwischen dem VIASBetrie­bsrat und der Geschäftsf­ührung geplant.

Das Feilschen geht heute weiter, denn die Verhandlun­gen für den Handels-KV starten in die vierte Runde.

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Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er sind von einer Einigung noch meilenweit entfernt. Die Rufe, rasch an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren, mehren sich

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