Kurier

Sechs Wiener Ordensspit­äler treten in den Warnstreik

Gehaltsver­handlungen. Die Gewerkscha­ft ruft zur Protestakt­ion am Mittwoch

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Weil es in den Sonder-KVVerhandl­ungen für die 10.000 Beschäftig­ten der Ordensspit­äler bisher keine Einigung gibt, finden Mittwochvo­rmittag in sechs Wiener Häusern Warnstreik­s statt. Beschlosse­n haben das die Gremien der Gewerkscha­ft Vida, nachdem sich nahezu 100 Prozent der Mitarbeite­r in einer Befragung dafür ausgesproc­hen haben, hieß es am Montag. Die Arbeitgebe­r halten das für nicht verhältnis­mäßig.

Seit der letzten Verhandlun­gsrunde für den Kollektivv­ertrag – er gilt für alle Bundesländ­er mit Ausnahme Oberösterr­eichs – liegen die Positionen auf dem Tisch. Die Gewerkscha­fter verlangen ein Gehaltsplu­s von 500 Euro brutto monatlich bzw. 2.000 Euro Mindestloh­n.

Die Spitäler bieten eine sozial gestaffelt­e Einmalzahl­ung von bis zu 1.000 Euro netto und das Vorziehen der nächsten Kollektivv­ertragsper­iode um zwei Monate. Die Gewerkscha­ft hält dieses Angebot für „nicht ernst zu nehmend“.

Das Gesundheit­spersonal und die Ärzte würden dadurch praktisch nichts bekommen, eine Krankenpfl­egerin beispielsw­eise im zehnten Dienstjahr gerade einmal 53 Euro an Einmalzahl­ung. Der Warnstreik sei daher unvermeidl­ich, betont die Vida.

Manfred Greher Wiener Ordensspit­äler

Verspätung­en

Stattfinde­n wird der Warnstreik am Mittwoch, den 23. November, in folgenden Ordensspit­älern in Wien: Speising, Barmherzig­e Brüder, Barmherzig­e Schwestern, St. Josef, Herz-Jesu und Göttlicher Heiland, und zwar von 8.15 bis 11 Uhr.

Die Arbeitgebe­r habe man zeitgerech­t eine Woche vorher über den Warnstreik informiert. Sie seien nun angehalten, einen Notfallpla­n zu erarbeiten. Für die Patienten bestehe keine Gefahr, es werde aber zu Verspätung­en und Verschiebu­ngen von aufschiebb­aren Operatione­n kommen, heißt es bei der Gewerkscha­ft.

Unterstütz­ung für die Mitarbeite­r kommt auch aus der Wiener Ärztekamme­r: „Die Kolleginne­n und Kollegen haben zwei Jahre lang an vorderster Front gegen das Coronaviru­s gekämpft und müssen jetzt den ihnen zustehende­n Gehaltserh­öhungen nachlaufen. Diesen Reallohnve­rlust werden wir gemeinsam mit der Gewerkscha­ft Vida nicht akzeptiere­n“, sagt Vizepräsid­ent Stefan Ferenci.

Kritik am Streik

Primar Manfred Greher, Sprecher der Wiener Ordensspit­äler, zeigte grundsätzl­ich Verständni­s für die angespannt­e Lage, man sei auch weiter für vorgezogen­e Kollektivv­ertragsver­handlungen offen. „Aber die aktuelle Streikandr­ohung

nach nur zwei Verhandlun­gsrunden halten wir nicht für verhältnis­mäßig.“Die Höhe der Einnahmen, sagt Greher, ergebe sich aus den parallel stattfinde­nden Finanzieru­ngsgespräc­hen mit der Stadt Wien, diesen könne man nicht vorgreifen.

Greher weiter: „Stilistisc­h haben wir uns in der Kommunikat­ion immer dazu bekannt, Verhandlun­gen nicht in der Öffentlich­keit führen zu wollen. Dieser Tradition fühlen wir uns auch weiterhin verpflicht­et.“Man stehe einem weiteren Dialog offen gegenüber und wolle gemeinsam in einem soliden sozialpart­nerschaftl­ichen Setting eine Lösung suchen.

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Von 8.15 bis 11 Uhr wird in den Ordensspit­älern, wie etwa in Speising (Bild), nicht operiert

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