Kurier

Paris statt Ibiza: Die Wiener FPÖ hat ihre inneren Krisen überwunden

Die Klubklausu­r der Blauen lief ohne Friktionen ab. Forderung nach einer Übergewinn-Abschöpfun­g für Testanbiet­er Lifebrain

- JOSEF GEBHARD

In Umfragen auf Höhenflug, ein unangefoch­tener Parteichef und alle internen Querelen bereinigt – es gab für die Wiener FPÖ in den vergangene­n Jahren schon schwierige­re Sitzungen als die gestrige Klubklausu­r.

Inhaltlich­e Details will man erst am Dienstag präsentier­en. Zum Beispiel die Forderung nach einer eigenen Übergewinn-Abschöpfun­g auf Wiener Ebene. Sie richtet sich vor allem gegen den Laborbetre­iber Lifebrain, der mit der Durchführu­ng der Gurgeltest­s während der vergangene­n zwei Jahre enorme Gewinne erzielen konnte. Seit Monaten attackiert die FPÖ die Firma aufgrund ihrer angebliche­n

SPÖ-Nähe. Lifebrain klagte daraufhin, wie berichtet, FPÖChef Dominik Nepp wegen Rufschädig­ung.

Große Weichenste­llungen sind derzeit nicht nötig, spielt doch die aktuelle politische Großwetter­lage (Wirtschaft­skrise, Anstieg der Flüchtling­szahlen) der FPÖ in die Hände. Und so kommt es, dass Nepp nur zwei Jahre nach dem Absturz von 31 auf 7 Prozent in Folge des IbizaSkand­als jetzt wieder den Sprung über die 20-ProzentMar­ke anpeilen kann.

„Die ÖVP rinnt völlig in unsere Richtung aus“, formuliert es ein freiheitli­cher Funktionär. „Es würde mich nicht wundern, wenn kurz vor der Wahl wieder der eine oder andere schwarze Mandatar

Krauss (l.) besuchte gemeinsam mit Nepp Le Pen in Paris

bei uns anklopft.“Bereits im Jänner war mit Wolfgang Kieslich ein ÖVP-Gemeindera­t zu den Blauen gewechselt. ***

Vorbei ist vorerst auch der Konflikt mit Herbert Kickl, den die Wiener seinerzeit als Parteichef verhindern wollten. Es habe eine Aussprache gegeben, heißt es aus Parteikrei­sen, nun gehe es darum, wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Dass Kickl derzeit nicht infrage gestellt wird, hat auch mit dem zwar nicht berauschen­den, aber angesichts der Konkurrenz aus dem rechten Lager doch rechten passablen Abschneide­n von Walter Rosenkranz bei der Bundespräs­identschaf­tswahl zu tun. Der FPÖ-Kandidat war auf 17,7 Prozent der Stimmen gekommen.

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Profiliere­n will sich die FPÖ in den nächsten Wochen in der U-Kommission zur Causa Wien Energie, die wie berichtet am 2. Dezember startet. Aufgrund ihrer bei der letzten Wahl stark geschrumpf­ten Zahl an Mandataren darf die FPÖ nur einen Gemeindera­t (und ein Ersatzmitg­lied) in das Gremium schicken. Klubobmann

Maximilian Krauss soll die Aufgabe übernehmen. Der 29-jährige Vorsitzend­e des Rings Freiheitli­cher Jugend tritt immer stärker als blaue Nummer zwei hinter Nepp in Erscheinun­g. Zuletzt durfte er den Parteichef nach Paris zu einem Besuch bei der Rechtsauße­n-Politikeri­n Marine Le Pen (Rassemblem­ent National) begleiten.

Überhaupt scheint sich der Jungpoliti­ker als Handlungsr­eisender in Sachen europäisch­er Rechtspopu­lismus zu gefallen: Bei den ungarische­n Parlaments­wahlen im April war er als inoffiziel­ler Wahlbeobac­hter vor Ort in Budapest und gratuliert­e Premier Viktor Orbán zu dessen Sieg.

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